Brüssel - Die EU-Kommission hat die geplante Übernahme des britischen Schokoladenherstellers Cadbury durch den US-Lebensmittelkonzern Kraft unter Auflagen genehmigt. Das feindliche Kaufvorhaben sei von der Veräußerung der Cadbury-Aktivitäten in Polen und Rumänien abhängig, teilte die europäische Wettbewerbsbehörde am Mittwochabend mit. Nur so gebe es keine Nachteile für die Verbraucher in Europa. Das Placet der EU bringt Kraft allerdings noch nicht ans Ziel. Cadbury lehnt das Übernahme-Offert in Höhe von umgerechnet rund 11,7 Milliarden Euro ab.

Kreisen zufolge befindet sich der Cadbury-Konzern in aktiven Gesprächen mit dem "Kit-Kat"-Hersteller Hershey aus den USA. Cadbury verfolge das Ziel, dass es neben Kraft ein weiteres Angebot von einem anderen Unternehmen erhalte, teilte eine mit den Gesprächen vertraute Person am Mittwoch mit. Dies solle ein Partner sein, der dem britischen Schokoladenhersteller einen Teil der Macht in dem fusionierten Konzern überlasse. Hershey sei nicht das einzige Unternehmen, mit dem gesprochen werde. Zuvor hatte bereits der italienische Nutella-Hersteller Ferrero Interesse signalisiert. Sprecher von Hershey und Cadbury wollten nicht Stellung zu den Informationen nehmen.

Zugeständnisse von Kraft

Der EU-Genehmigung für die geplante Übernahme durch Kraft gingen einige Zugeständnisse des Milka-, Philadelphia-Käse und Jacobs-Kaffee-Produzenten im vergangenen Monat voraus. Die EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes sagte, sie sei zufrieden, dass die geplante Übernahme den Wettbewerb in Europa nicht nachteilig beeinflussen werde. Kraft sei beispielsweise in Großbritannien und Irland nicht so stark, wo Cadbury als Marktführer agiere.

Der Hersteller von Oreo-Keksen hatte erst am Dienstag sein feindliches Angebot nachgebessert. Die endgültigen Details des Übernahmeangebots will Kraft bis zum 19. Jänner veröffentlichen. Kraft wirbt seit Monaten aggressiv um Cadbury.

Übernahme stößt auf Widerstand

Bisher stößt das Übernahmeangebot bei den Aktionären von Cadbury auf wenig Interesse. Bis Dienstag 13.00 Uhr Londoner Zeit hatten 1,52 Prozent der Anteilseigner das ursprüngliche Offert angenommen. Bis zum 2. Februar haben die Aktionäre noch Zeit, ihr zuzustimmen.

Auch in den eigenen Reihen formiert sich Widerstand. Der Hauptaktionär von Kraft, Berkshire Hathaway mit Investorenlegende Warren Buffett an seiner Spitze, sprach sich gegen die zur Finanzierung nötige Ausgabe neuer Aktien aus. Kraft werde letztlich zu viel zahlen müssen, lautet die Befürchtung.

Gemeinsam kämen Kraft und Cadbury auf einen Umsatz von 50 Milliarden Euro und würden damit näher an den Weltmarktführer bei Lebensmitteln, Nestle, heranrücken. Um die Übernahme stemmen zu können, verkauft Kraft sein Geschäft mit Tiefkühlpizzen an Nestle. (APA)