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Fahndungsfoto des jordanischen Doppelagenten Balawi.

Foto: Reuters

Kabul - Der mutmaßliche jordanische Doppelagent, der in Afghanistan sieben CIA-Agenten bei einem Selbstmordanschlag mit in den Tod gerissen hat, hat nach Pariser Presseinformationen schon Jahre zuvor Mordaufforderungen im Internet verbreitet. Humam Khalil Abu-Mulal al Balawi habe das Al-Kaida-nahe Internetforum Al-Hesba betrieben, schreibt "Le Parisien" (Donnerstag). Unter seiner Regie sei dort 2006 eine Morddrohung gegen den französischen Philosophielehrer Robert Redeker erschienen.

Redeker hatte in einem Zeitungsartikel den Islam kritisiert. "Möge Gott uns einen Löwen schicken, um diesen Mann zu enthaupten", hieß es damals. Das sei möglich, "wenn der Löwe in Frankreich lebt und sich Allah hingibt". Dazu verbreitete Al-Hesba Fotos, Privatanschrift und Arbeitsorte des Lehrers. Redeker musste damals untertauchen; er lebt bis heute unter strengem Polizeischutz. Al-Balawi ließ sich 2008 vom jordanischen Geheimdienst anwerben und kam so jüngst unkontrolliert in das US-Lager Chapman in Afghanistan, wo er die CIA-Agenten tötete.

Al-Kaida Chef in Afghanistan meldet sich zu Wort

Nach Darstellung des Terrornetzwerks Al-Kaida ist der Selbstmordanschlag ein "Racheakt" für Drohnenangriffe der USA im Nachbarland Pakistan gewesen. Das auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen SITE zitierte am Donnerstag den Al-Kaida-Chef in Afghanistan, Mustafa Abu al-Yazid, mit den Worten, der Attentäter habe bei US-Angriffen getötete "Märtyrer" rächen wollen. Yazid nannte die Namen mehrerer ranghoher getöteter Extremisten.

Bei dem Anschlag eines Jordaniers auf den CIA-Posten in der afghanischen Provinz Khost am 30. Dezember waren sieben Mitarbeiter des US-Auslandsgeheimdienstes sowie ein jordanischer Militär ums Leben gekommen.

Erst am Mittwoch waren durch US-Raketenangriffe auf einen mutmaßlichen Taliban-Stützpunkt im Nordwesten Pakistans wieder mindestens elf Menschen getötet worden. Beobachter gehen davon aus, dass allein in dieser Woche schon vier US-Drohnenangriffe in dieser Region verübt wurden. Seit August 2008 wurden bei über 70 US-Drohnenangriffen in Pakistan mehr als 660 Menschen getötet. Der Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban in Pakistan gilt als neuer Schwerpunkt der US-Strategie gegen den islamistisch motivierten Aufstand im benachbarten Afghanistan.

Türkei lädt Frau des Attentäters vor

Die türkische Polizei hat die Ehefrau des jordanischen Arztes vorgeladen. Die Türkin Defne Bayrak müsse in den kommenden Tagen vor der Anti-Terror-Polizei in Istanbul aussagen, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag. Bayrak sei Journalistin und habe mehrere Bücher geschrieben, darunter "Osama bin Laden: Che Guevara des Ostens". Ihr Mann hat von 1995 an in Istanbul Medizin studiert. Im Jahr 2002 war die Familie nach Jordanien umgezogen. Die Frau war im Oktober vergangenen Jahres zurück in die Türkei gekommen.

Sieben Menschen sterben bei Anschlag

Bei einem Anschlag auf einem Markt im südostafghanischen Gardes sind am Donnerstag sieben Menschen getötet worden. Der Anschlag habe den Sicherheitskräften gegolten, teilten Behördenvertreter mit. Unter den Opfern sei ein Kommandeur der Sicherheitskräfte in der benachbarten Provinz Logar, dessen Bruder und drei Leibwächter. 24 Menschen seien verletzt worden. (APA/Reuters)