Cell TV: Das Gehirn des Fernsehers wurde...

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auf eine PC-große Box ausgelagert.

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Der japanische Elektronikkonzern Toshiba will nach eigenen Angaben gestärkt aus der Krise 2009 herausgehen und mit einem neuen Alleskönner unter den Fernsehern das Top-Produkt der kommenden Monate stellen, das "alle Bedürfnisse der Konsumenten vereinen soll". Mit dem gesamten neuen Portfolio will man 2010 rund 15 Millionen Fernseher weltweit verkaufen und die Marktanteile auf 10 Prozent steigern.

Scharfes Bild, schwarze Box

Die Spitze der 10 neu vorgestellten LCD-TV-Geräte stellt der sogenannte "Cell TV" dar. Der Fernseher mit LED-Hintergrundbeleuchtung verfügt über eine neue Paneltechnologie, die dynamische Kontraste von 5.000.000:1 darstellen kann. Die Leuchtkraft liegt bei 1250 Candela pro Quadratmeter. Eine lokale Abdunkelungstechnik mit 512 individuellen Bereichen sorgt für satteres Schwarz bei dunklen Szenen.

Das Besondere an den Geräten mit Größen in 46 und 55 Zoll Bilddiagonale ist allerdings die beigestellte Black-Box. Darin integriert ist ein Cell-Prozessor, wie er etwa in der PlayStation 3 vorkommt, sowie allerlei Komponenten wie eine 1 bis 3 Terabyte große Festplatte und Medienstreaming-Technologien.

Rechenmonster

Der 8-Kern-Prozessor (3,2 GHz) soll Bilder in Echtzeit hochskalieren und verbessern können. Für 2D bedeutet dies schärfere bewegte Bilder bei 480 Hz. Hier rechnet der Prozessor fehlende Pixel hinzu. Gleichzeitig soll eine neue Rauschunterdrückungstechnologie schlecht aufgelöste Videos aus dem Internet oder von Analogen Medien automatisch verbessern.

Für 3D ist der Fernseher ebenfalls gerüstet. Im Gegensatz zu konkurrierenden Geräten ist der Cell TV allerdings nicht von externen 3D-Quellen abhängig. Der Cell-Prozessor soll sämtliche 2D-Bilder in 3D-Bilder umwandeln können, die man mit einer Shutter-Brille genießen kann - egal, ob TV-Programme, Blu-ray-Filme oder Videospiele. Dabei wird jedes Auge mit 240 Hz beliefert, was ein ruckelfreies Erlebnis garantieren soll.

Medienserver

Die schwarze Box in der Größe eines Heim-PCs dient auch als Medienzentrum. Dank Internetanbindung und integrierten "Net TV"-Online-Diensten können Inhalte direkt aus dem Netz heruntergeladen und gestreamt (etwa Youtube) werden. Für den US-Markt sind die Online-Videotheken Netflix und Vudu dabei. Allerdings können auch externe lokale Quellen, wie USB-Festplatten angeschlossen werden. Über den DLNA-Standard können Inhalte über das Heimnetzwerk von PCs gestreamt und getauscht werden.

Zu guter Letzt wird der Fernseher dank Einbettung eines Messengers auch zum Video-Telefon. Toshiba verspricht, das gewöhnlich schlechte Videosignal bei Internetkonferenzen mit dem Cell-Prozessor hochzurechnen. Welcher Messenger das sein wird, ist aber noch nicht klar. Er sei aber Plattformübergreifend. Eine WebCam muss separat erworben werden.

Nicht billig, aber zukunftssicher

Der Cell TV wird im Herbst 2010 auf den europäischen Markt kommen. Die 55-Zoll-Variante mit Top-Ausstattung schlägt in Japan dabei mit umgerechnet stolzen 7.000 Euro zu Buche. Toshiba betont allerdings, dass die genauen Spezifikationen für Europa noch nicht feststehen und noch Änderungen vorgenommen werden können. So wird es vermutlich verschiedene Modelle, mit unterschiedlicher Ausstattung geben.

Für die Zukunft ist Cell TV laut Hersteller ebenfalls schon gerüstet. Zumindest theoretisch kann der Cell-Prozessor jetzt schon Videomaterial mit 4.000 mal 2.000 Bildpunkten darstellen - nur Inhalte gibt es dafür noch nicht. Ältere Modelle könnten aber durch Software-Updates auf den neuesten Stand gebracht werden.

(Zsolt Wilhelm aus Las Vegas, derStandard.at, 6.1.2010)