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Mehr als 10.000 Strafanträge wegen Schwarzarbeit wurden gestellt, so die vorläufige Jahresbilanz - ein Plus von neun Prozent gegenüber 2008.

Foto: AP/Jens Meyer

Wien - Die Wirtschaftskrise ist ein guter Nährboden für den Pfusch. Nach vier Jahren mit Rückgängen dürfte die Schwarzarbeit und damit verbundene Steuerhinterziehung in Österreich wieder spürbar zugenommen haben. Die Ermittler des Finanzministeriums kontrollierten im Vorjahr bis Ende November 25.800 Unternehmen und 63.000 Arbeitnehmer. Dabei stellten sie mehr als 25.000 Strafanträge. Das ist ein Zuwachs von neun Prozent im Vergleich zu 2008.

Fündig wurde die Sonderabteilung Kiab (Kontrolle illegaler Arbeitnehmerbeschäftigung) vor allem im Bau- und Transportgewerbe, in der Gastronomie und in Discotheken. Die Erlöse aus den verhängten Strafen fließen direkt ins Budget des Arbeitsmarktservice.

Angetrieben wird die Schattenwirtschaft vor allem durch wachsende Arbeitslosigkeit. Pfusch soll helfen, Einkommensverluste auszugleichen, bei Schwarzarbeitern wie bei ihren Kunden. Der Faktor Arbeit ist nicht zuletzt steuerlich stark belastet. In der Krise sinke die Schwelle zu widerrechtlichem Handeln, sagt VP-Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka, und Unternehmer versuchten Steuerzahlungen hinauszuschieben. Er will Maßnahmen gegen Schwarzarbeit weiter ausbauen. Kontrollen sollen heuer ausgeweitet werde, kündigt Lopatka an. Bei der Betrugsbekämpfung werde kein Personal eingespart. Die Zahl der Kiab-Mitarbeiter sei seit 2002 auf 310 Beschäftigte verdreifacht worden.

Zwanzig Milliarden

Eine Studie der Universität Linz schätzt den Umsatz im Pfusch für das Vorjahr auf mehr als 20 Milliarden Euro. Das entspreche einem Plus von fünf Prozent. Im internationalen Vergleich ist Österreich freilich alles andere als eine Oase der Schattenarbeit. Mit einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt von gut 8,5 Prozent liegt man deutlich unter dem OECD-Schnitt von 13,8 Prozent. Nicht nur Griechen und Italiener, auch die Schweden und Finnen lassen die Österreicher in Sachen Pfusch weit hinter sich.

Schwarzarbeit werde als Kavaliersdelikt betrachtet, in Wien allein entgingen dadurch der öffentlichen Hand jährlich mehr als eine Milliarde Euro Einnahmen, klagt Brigitte Jank, Präsidentin der Wiener Wirtschaftskammer. Der Organisationsgrad der Pfuscher sei bereits mit jenem von Generalunternehmern vergleichbar, die komplette Leistungen und Arbeitspartien bieten. Der Arbeiterstrich sei hierarchisch strukturiert und ließe sich durch Schwerpunktaktionen der Polizei nur bedingt stören. Jank fordert steuerliche Absetzbeträge für Handwerkerleistungen. Wirtschaftsforscher wie der IHS-Experte Helmut Hofer zweifeln jedoch daran, dass dieser Bonus die Nachfrage stärkt und sich selbst finanziert. Um Pfusch den Nährboden nachhaltig abzugraben, gehöre Arbeit steuerlich entlastet. (vk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.1.2010)