Lissabon - Das portugiesische Parlament stimmt am Freitag über Gesetzesvorlagen zur Ausweitung der Rechte von Homosexuellen ab und dürfte dabei die Homosexuellen-Ehe beschließen. Die Debatte über die geplante Neuregelung verlief verhältnismäßig unaufgeregt - anders als vor der entsprechenden Neuregelung im benachbarten Spanien 2005. Obwohl auch Portugal von einer starken katholischen Tradition geprägt ist, gab die katholische Kirche frühzeitig zu erkennen, dass sie sich aus der gesetzlichen Neuregelung heraushalten will. Diese Frage falle in den "Zuständigkeitsbereich des Parlaments", sagte der Kardinal von Lissabon, Jose Policarpo.

Rechte zurückhaltend

Dem Parlament liegen mehrere Gesetzesprojekte vor, die größten Erfolgsaussichten hat dabei die Vorlage der sozialistischen Regierung, in der für Homosexuelle zwar eine Eheschließung, jedoch kein Adoptionsrecht vorgesehen ist. Die Linke dürfte diese Vorlage beschließen, voraussichtlich ohne Zustimmung der rechten Parteien, die jedoch in der vorbereitenden Debatte auf jede moralische Verurteilung von Homosexualität verzichteten.

Mehrheit für Homosexuellen-Ehe

Mit der Demokratie hätten die PortugiesInnen eine "fundamentale" Einsicht gemacht, dies sei "die Beachtung der individuellen Freiheiten", sagte der sozialistische Abgeordnete Miguel Vale de Almeida. Er ist der erste portugiesische Parlamentarier, der sich offen zu seiner Homosexualität bekannt hat. Für die Sozialisten koordinierte Vale de Almeida die Vorbereitungen für den Parlamentsbeschluss. In der politischen Elite gebe es heute eine Mehrheit für die Homosexuellen-Ehe, sagte Vale de Almeida.

Petition gegen Adoptionsrecht

In die portugiesischen Bevölkerung stößt die Ausweitung der Rechte von Homosexuellen zum Teil noch auf eine rigorose Ablehnung. Die gleichgeschlechtliche Ehe wird von 45,5 Prozent befürwortet, von 49,5 Prozent jedoch abgelehnt, wie eine im November vorgenommene Umfrage des Instituts Eurosondagem ergab. Gegen das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare waren 68,4 Prozent der Befragten.

Eine Bürgerinitiative sammelte 90.000 Unterschriften, um die Abhaltung eines Referendums zu beantragen. Laut Verfassung muss nun das Parlament auch darüber abstimmen, wird den Antrag aber vermutlich mit der Mehrheit der Linken zurückweisen. (APA/Ag.)