Wien - Die Ära von Flavio Gulinelli als Trainer der österreichischen Volleyball-Herren-Nationalmannschaft ist zu Ende gegangen, ehe sie wirklich begonnen hat. Unmittelbar vor dem Novotel Cup in Luxemburg (8. bis 10. Jänner) wurde am Donnerstag bekannt, dass der Italiener sich in die Türkei zum Erstligisten Halkbank Ankara verabschiedet hat, wo er angeblich das dreifache Gehalt kassieren wird, wie der heimische Verband (ÖVV) in einer Aussendung mitteilte.

Noch vor Weihnachten hatte Gulinelli beteuert, dass das Umfeld im ÖVV sehr gut sei und er sich auf die Aufgabe in Österreich freue. "Doch er ist am 3. Jänner zum Trainingsauftakt einfach nicht mehr gekommen. Er hat uns lediglich mitteilen lassen, dass er den Vertrag auflösen will. Da er nicht mehr als Trainer bei uns arbeiten will, haben wir wohl oder übel einer Vertragsauflösung zugestimmt", sagte ÖVV-Präsident Peter Kleinmann, der vom Verhalten Gulinellis maßlos enttäuscht ist. "Das ist ein Zeichen unserer Zeit. Es häuft sich, dass Menschen nicht das erfüllen, was sie versprochen oder vertraglich zugesichert haben, sondern nur das machen, was im Moment am besten für sie ist."

Die Teilnahme Österreichs am Novotel Cup war von Gulinelli gefordert worden. Die ÖVV-Auswahl, die in Luxemburg im Einsatz sein wird, ist ein Perspektivkader, der aus Spielern besteht, die Gulinelli gesichtet und nominiert hat und die er testen wollte. "Er hat die Mannschaft einfach im Stich gelassen. Die Spieler waren zum Training da, aber er ist nicht aufgetaucht", berichtete Kleinmann.

Bereits vor Weihnachten habe es laut dem ÖVV-Präsidenten Probleme gegeben. Gulinelli hätte in der französischen Liga im Duell zwischen Montpellier und Ajaccio die Frankreich-Legionäre Philip Schneider und Gerald Reiser beobachten sollen, sagte aber die Reise aufgrund von Krankheit ab. "Dann hat sich herausgestellt, dass er gar nicht krank, sondern in Ankara zu Vertragsverhandlungen war", erklärte Kleinmann am Donnerstag.

Österreichs Team wird nun in Luxemburg von Florian Sedlacek und Lukas Mark betreut, die Suche nach einem neuen Teamchef ist bereits angelaufen. "Es gibt bereits interessante Gespräche. Es ist für einige renommierte Trainer eine Herausforderung, Österreich auf die Heim-EM 2011, die gemeinsam mit Tschechien veranstaltet wird, vorzubereiten", betonte Kleinmann. (APA)