Wien - Die Finanzkrise hat die Buchungen von Flugreisen deutlich gedämpft. Die AUA-Tochter TraviAustria, über deren elektronische Plattform gut die Hälfte der touristischen Buchungen in Österreich abgewickelt werden, verzeichnete 2009 einen Einbruch um durchschnittlich 20 Prozent - bei Geschäftsreisen sei der Rückgang noch stärker gewesen, sagte TraviAustria-Geschäftsführer Bernhard Wegscheider am Donnerstag. Bei Pauschalflugreisen verringerten sich die Passagierzahlen um 10 Prozent. Aber auch die Preise gaben deutlich nach.

In den normalerweise stärksten Buchungsmonaten Jänner bis März musste die Tourismusbranche laut TraviAustria im Vorjahr Rückgänge im zweistelligen Prozentbereich hinnehmen - im ersten Monat betrug das Minus 23 Prozent, im zweiten 17 Prozent. Erst im Dezember wurde erstmals wieder ein Passagierplus verzeichnet. "Das war ein sehr durchwachsenes und schwieriges Jahr - speziell die Reiseindustrie hat die Auswirkungen der Krise gespürt", so Wegscheider.

Pauschalreisen billiger

Die schwache Entwicklung drückte die Preise nach unten. Die Pauschalreisen im Sommer (Mai bis Mitte September) verbilligten sich um 13 Prozent, die Durchschnittspreise im Winter gaben den Angaben zufolge um 6 Prozent nach.

Unter den Flugdestinationen war die Türkei im Sommer mit einem Buchungsplus von 3 bis 4 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres der eindeutige Gewinner. Die Passagierzahlen nach Griechenland sanken um 3 Prozent, nach Ägypten um fast 12 Prozent und nach Tunesien um 36 Prozent. Spanien konnte sich auf dem Niveau von 2008 halten. Bei den Fernreisen verzeichneten die Dominikanische Republik, Thailand und die Malediven Zuwächse - allerdings bei insgesamt kleinen Passagierzahlen.

Im Winter ging die Zahl der Passagiere nach Ägypten um fast 3 Prozent zurück, die Türkei verbuchte dafür ein Plus von 24 Prozent. Mit 8 Prozent rückläufig entwickelte sich Tunesien. Spanien hielt wie schon im Sommer bei plus/minus Null.

Junge Zielgruppe entgleitet Richtung online-Buchungen

Die Reisebüros müssen um ihr zukünftiges Geschäft zittern. "Jugendliche tendieren eindeutig in Richtung Online-Buchungen", sagte Sophie Karmasin, Geschäftsführerin der Karmasin Motivforschung, bei der Präsentation einer Umfrage unter jungen Erwachsenen zwischen 14 und 20 Jahren, die im Auftrag von Travi-Austria durchgeführt wurde. 61 Prozent der Befragten planen einen Sommerurlaub, aber nur knapp ein Drittel will diesen im Reisebüro buchen. Reisebüros gelten als verstaubt, bürokratisch und spießig. Die Studie basiert auf 100 Interviews und zwei Diskussionsrunden.

Die Jugendlichen meinen, dass man die wirklichen Schnäppchen im Internet bekommt - bei Reisebüros haben sie das Gefühl, es sei teuer. Das Internet bietet auch den Vorteil, dass Hotelbewertungen abrufbar sind.

Die Jungen sind sehr reisefreudig. "Wenn sie für die Reisebüros einmal verloren sind, wird es in späteren Jahren sehr schwierig sie als Kunden wiederzugewinnen", so Karmasin. Von den Reisebüros würden sie sich mehr Lounge-Atmosphäre in coolen Farben mit jungen beziehungsweise jung gebliebenen Beratern und viel Technik mit Videosequenzen und Touch-Screens wünschen. Auch auf der Wunschliste stehen individuell zugeschnittene Newsletter, Reiseblogs, Beratung via Skype, Videos auf YouTube und der Einsatz von Social Networks wie Facebook, Twitter & Co.

Das Reisebüro sollte eine angenehme Atmosphäre bieten und nicht das Flair eines Großraumbüros haben, sondern eher Wohnzimmer- bzw. Kaffeehauscharakter mit gemütlichen Sofas und Getränkeservice. Zusätzlich wünschen sich die Jugendlichen Internetzugang und Webcam-Übertragungen aus verschiedenen Urlaubsdestinationen. (APA)