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Pörtschacher Seeidylle: Grundstücke sind nur schwer zu bekommen, Liebhaber zahlen bis zu 5000 Euro für den Quadratmeter. Die Familie Koch bekam von der Hypo Sonderkonditionen.

Foto: APA/Gerdl

Klagenfurt/Wien - Nun interessiert sich auch das Finanzministerium in Wien für den Verkauf des Wörthersee-Grundstücks der Hypo Alpe Adria an ihren einstigen Hypo-Aufsichtsratschef, Kika/Leiner-Chef Herbert Koch. "Wir lassen uns alle relevanten Unterlagen zu der Transaktion schicken" , erklärte Ministersprecher Harald Waiglein.

Wie berichtet, kam der Verkauf des 5732 Quadratmeter großen Seegrundstücks samt Villa ("Seevilla" ) kurz vor Jahreswechsel um sieben Mio. Euro zustande; nur wenige Tage, bevor die Republik die Übernahme der maroden Bank abgeschlossen hat. Nun rätseln Immobilienexperten, ob der Verkauf zu marktkonformen Konditionen über die Bühne ging. Der Buchwert der "Seevilla Betriebs GmbH" liegt laut letzter vorgelegter Bilanz der Hypo-Tochter KHBAG (Kärntner Holding Beteiligungs AG) bei 7,4 Mio. Euro.

Der Kärntner Immobilienmakler Alfred Tischler hält einen Quadratmeterpreis von 2000 bis 2500 Euro für das Grundstück für angemessen. Liebhaber würden vielleicht das Doppelte zahlen - Koch nur rund die Hälfte dessen. Der Vertreter einer deutschen Investorengruppe, die am Gesamtportfolio der KHBAG interessiert ist und anonym bleiben will, nennt eine Bewertung der Seevilla in den KHBAG-Unterlagen von zwölf bis 13 Millionen Euro. "Noch im November hatte es geheißen, es sei nur das Gesamtpaket zu verkaufen" , zitiert das Wirtschaftsblatt den Investorenvertreter, der sich nun "schwer getäuscht" sehe.

Den Kärntner SP-Klubobmann Herwig Seiser ärgert, dass es keine öffentliche Ausschreibung gab. Schließlich sei man in Kärnten übereingekommen, Seegrundstücke für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen. Aus der Motorbootsteuer hätte das Land genug Mittel, um die Akquisition zu stemmen. Auch bei anderen Beteiligungen der Hypo soll es zu Verkäufen kommen. Die KHBAG befinde sich in einem "strukturierten Verkaufsprozess" , sagt Hypo-Sprecherin Martina Uster, weshalb sie "über den derzeitigen Stand keine Auskunft erteilen" kann.

Zur KHBAG gehört auch das Schlosshotel Velden (Buchwert 2008: 16,95 Mio. Euro) samt Golfplatz (3,3 Mio. Euro). Die Immobilie wurde von der Bank um 80 Mio. Euro renoviert, wobei Immoexperten meinen, dass dies nicht zum Besseren war. Der Appartementneubau habe den Wert der Liegenschaft gedrückt; wegen der Wirtschaftskrise erfolge der Verkauf der Wohnungen nur schleppend.

Illustre Jagdgesellschaft

Auch über die Investorengruppe rund um Tilo Berlin, die 2006 bei der Hypo einstieg und ihre Anteile kurz darauf mit rund 160 Mio. Gewinn an die Bayern verkaufte, gibt es neue Informationen. Neben Koch, Michael Gröller und Veit Sorger soll laut Format der Verpackungsindustrielle Stanislaus Turnauer zu den Geldgebern gezählt haben. Auch die Unternehmerfamilien Heinzel (Papier) und Gorton (Hohe Brücke) sollen demnach mit dabei gewesen sein. Ex-Wienerberger-Chef Erhard Schaschl und der Ex-CA-Generaldirektor Guido Schmidt-Chiari dementieren ein kolportiertes Engagement. Schaschl kündigt gegenüber dem Standard eine Klage gegen das Format an. Das Investment wurde wie berichtet bei einem Jagdausflug präsentiert.

Ferdinand Piëch Junior, Oliver Marc Schwarzkopf, Prinz Christoph zu Schleswig-Holstein und Mercedes-AMG-Gründer Hans Werner Aufrecht verdienten mit ihrem Investment in die in Luxemburg ansässige Berlin & Capital S.a.r.L nicht nur prächtig, sie saßen auch im Aufsichtsrat des lukrativen Anlage-Vehikels. (ruz, as, APA, DER STANDARD, Printausgabe 8.1.2010)