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Immer mehr Menschen und vor allem Frauen fallen in Sinnkrisen dem "Shopping-Wahn" anheim. Eine innere Leere mit Materiellem zu füllen geht aber nicht.

Foto: APA/AP/Akira Suemori

Rom - Fünf Prozent alle ItalienerInnen leiden an Shopping-Sucht. Im vergangenen Jahrzehnt ist die Zahl um zehn Prozent gewachsen, berichtete die Tageszeitung "La Repubblica" am Donnerstag. Mit der Art von zwanghaftem Verhalten, die viele ItalienerInnen in den finanziellen Ruin treibt, beschäftigt sich die italienische Gesellschaft zur Bekämpfung der Suchtkrankheiten (Siipac), die in Bozen ihren Hauptsitz hat.

Laut Siipac-Präsident Cesare Guerreschi sind 85 Prozent der "Shopaholics" Frauen, doch in den vergangenen Jahren hat auch die Zahl der betroffenen Männer stark zugenommen. "An Shopping-Manie leiden 'normale' Menschen, die meist zwischen 35 und 40 Jahren sind. Einige sind sogar zu illegalem Verhalten bereit, um sich das Geld fürs Shopping zu verschaffen", sagte Guerreschi.

Konsum als Droge

In einem Interview mit dem Magazin "Girl" hat auch Victoria Beckham offen ihr zwanghaftes Einkaufen zugegeben. "Zu Weihnachten habe ich zu viel ausgegeben. Konsum ist wie eine Droge. Je mehr man hat, desto mehr wünscht man sich. Wenn ich in Mailand bin, kann ich der Versuchung nicht widerstehen. All diese Waren in den wunderschönen Boutiquen rufen mir zu: 'Kauf mich, bitte kauf mich", erklärte Victoria. Zur Entschuldigung meinte sie: "Shopping hilft der Wirtschaft in dieser Krisensituation."

Mangel, Schuld und Reue

Vor allem Frauen würden aus Frust, Mangel an sozialen Kontakten oder Depression einkaufen, meinen ExpertInnen. "Die Betroffenen verspüren den inneren Drang, Kleider oder andere Gegenstände zu kaufen, die sie nicht brauchen und die meistens ungenutzt in den Schränken liegen bleiben. Viele verschulden sich wegen ihrer Sucht. Nachdem sie Riesensummen ausgegeben haben, werden sie von tiefer Reue ergriffen", erläuterte der Psychopathologe Tiziano Vecchiato.

Die "Shopping-Manie" wird in Italien bereits als Krankheit - wie die Spielsucht - behandelt. "Oft werden Patienten von ihren Angehörigen zu uns gebracht, nachdem sie die Familie finanziell an den Rand des Bankrotts getrieben haben", so Vecchiato. "Die tiefe Ursache ist Depression, die zum Zwang führt, mit Materiellem die innere Leere zu füllen. Hinter der Sucht stehen auch Angst und Flucht vor der Verantwortung", so der Psychologe. (APA)