Wien - Der Vermögensverwalter Tilo Berlin (Ex-Chef der Hypo Alpe Adria) hält die genaue Liste jener Investoren, die am Hypo-Deal beteiligt waren, weiter unter Verschluss. Im Magazin "Format" werden weitere prominente Profiteure am skandalumwitterten Hypo-Verkauf an die Bayern genannt, die mit rund 150 Mio. Euro Profit aus ihrem Kurzeinstieg herausgegangen sein sollen. Berlin selber betont, sämtliche Vorgänge rund um den Hypo-Deal seien korrekt und im Einklang mit allen Gesetzen gewesen.

Laut "Format" findet sich auf der Hypo-Investorenliste neben schon bisher genannten Geldgebern der Verpackungsindustrielle Stanislaus Turnauer. Auch die Unternehmerfamilien Heinzel (Papier), Gorton (Hohe Brücke), Rauch (Fruchtsaft, hat in anderen Medien dementiert, Anm.) und Tilly sollen dazu zählen.

Der Kärntner Holzindustrielle Hans Tilly hat bestätigt, dass er mit der Investoren-Gruppe von Tilo Berlin Geld in die Hypo Group Alpe Adria Bank investiert hatte. "Ja, es stimmt, doch das war ein ordentlich hohes Risiko", wird der Industrielle in der Freitagausgabe der "Kleinen Zeitung" zitiert. 

Tilly erklärt, zu dem Investment überredet worden zu sein. Allerdings nicht von den Ex-Hypo-Chefs Berlin oder Wolfgang Kulterer, sondern von seinem Finanzberater. "Ich habe weder mit Kulterer noch mit Berlin je darüber geredet", so Tilly.

Der Holzindustrielle gab weiters an, an der zweiten von insgesamt drei Investment-Tranchen der Berlin-Gruppe beteiligt gewesen zu sein. "Ich habe gesehen, dass viele angesehene Unternehmer und Persönlichkeiten Geld gesetzt haben und bin dann bei der zweiten Tranche mit einer überschaubaren Summe eingestiegen." Dass die Hypo später an die BayernLB verkauft werden solle, habe er nicht gewusst. Die großen Gewinne findet der Holzindustrielle nicht unanständig: "Es war kein bombensicheres Geschäft. Und ich befinde mich in bester Gesellschaft."

Name-Dropping

Gemeinsam mit seiner Frau Heidegunde habe der Spediteur Paul Senger-Weiss Ende 2006 Genussscheine gezeichnet, die nun für Verdruss in der bayerischen und österreichischen Politik sorgen. "Wir hatten keine Ahnung, dass es Geheimgespräche zwischen Tilo Berlin und der Bayerischen Landesbank gab", zitiert das "Format" den Unternehmer.

Ex-Wienerberger-Chef Erhard Schaschl, der ebenfalls genannt wird, bestreitet, jemals an der Kärntner Bank beteiligt gewesen zu sein. Auch Kontakte mit dem Vermögensverwalter Tilo Berlin stellt er in Abrede: "Ich habe in meinem ganzen Leben kein einziges geschäftliches Gespräch mit ihm geführt", sagte Schaschl und hält fest, dass er nie in Aktien oder Genusscheine in Sachen Hypo Alpe Adria investiert gewesen sei, und er habe auch nie eine Kontoverbindung zur Bank gehabt.

Dementis

Nach Ex-Wienerberger-General Erhard Schaschl bestreiten auch der frühere Creditanstalt-Chef Guido Schmidt-Chiari und der Kärntner Industrielle Gaston Glock, jemals an der Hypo Alpe Adria Bank beteiligt gewesen zu sein. Sie waren zuletzt in Medien ebenfalls als mögliche Hypo-Investoren genannt worden.

Schmidt-Chiari hielt Freitagfrüh in einer Stellungnahme fest, dass er zwar seinerzeit vom Vermögensverwalter Tilo Berlin wegen einer Teilnahme an der Hypo Alpe Adria-Finanzierung angesprochen worden sei, eine Teilnahme jedoch sowohl für sich als auch für eine Stiftung abgelehnt habe.

Der Kärntner Unternehmer Glock ließ Freitagfrüh über seinen Rechtsanwalt Wilhelm Gößeringer von der Klagenfurter Kanzlei G & O Gößeringer klarstellen, dass er oder seine Stiftung nicht bei der Berlin-Investorengruppe dabei gewesen sei. In der "Kleinen Zeitung" vom Freitag findet sich dazu folgende Stellungnahme der Glock-Stiftung: "Weder Herr Ing. Gaston Glock noch ein Mitglied der Familie Glock, noch eine Stiftung oder ein Unternehmen aus der Glock-Gruppe waren Teil der Investorengruppe um Tilo Berlin. Sie haben auch sonst in keiner Weise unmittelbar oder mittelbar ein finanzielles Engagement in Zusammenhang mit dem Hypo-Anteilserwerb bzw. den Hypo-Anteilserwerbern gesetzt. Dementsprechend gab und gibt es im Zusammenhang mit dem Hypo-Verkauf weder eine unmittelbare noch eine mittelbare Beteiligung von Glock."

Geldverdienen erlaubt

Als "skandalös" und "starkes Stück" empfindet es Ex-Mayr-Melnhhof-Chef Michael Gröller, dass österreichische Investoren für den Einstieg bei einer österreichischen Bank kritisiert würden. "Geldverdienen wird wohl doch noch erlaubt sein. Das war ja nicht ohne Risiko." In die gleiche Kerbe schlägt Kika/Leiner-Seniorchef Herbert Koch: Er habe "das reinste Gewissen. Das war ein sauberes Geschäft." Mehr als 300.000 Euro Gewinn soll der Einstieg mit einem kleinen Teil dem Industriellen-Präsidenten Veit Sorger gebracht haben, schreibt "Format". Er legte seinen Ertrag aus dem Hypo-Deal wie berichtet vorläufig auf ein Treuhandkonto.

Gröller und Sorger soll von Berlin das Geschäft angeboten worden sein. Koch wurde von Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer auf die Anlagemöglichkeit aufmerksam gemacht. Auch Kulterer selbst soll unter den Hypo-Investoren gewesen sein, wie auch die Flick-Stiftung, deren Vermögen er verwaltet.

Dem Vermögensverwalter Tilo Berlin sei es gelungen, den Aufsichtsrat seiner Gesellschaft durch prominente Namen wie Ferdinand Piech Junior, Oliver Marc Schwarzkopf vom gleichnamigen Kosmetik-Clan, Prinz Christoph zu Schleswig-Holstein und Mercedes-AMG-Gründer Hans Werner Aufrecht zu schmücken. Laut "Format" sollen die Aufsichtsräte ebenfalls am Handel mit Hypo-Anteilen prächtig verdient haben.

Komplizierte Namenssuche

Verkompliziert werde die Namenssuche, so schreibt das Magazin in seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe, weil viele Investoren die Equity Participation Rights (Genussscheine) des eigenes für die Hypo-Übernahme in Luxemburg gegründeten Investmentvehikels Berlin & Capital S.a.r.l. nicht direkt gezeichnet hätten, sondern über Dritte eingestiegen seien. So etwa bei der Hardt Group des Wiener Investmentprofis Alexander Schweickhardt. Die Hardt-Group verwaltet das Vermögen von reichen Privatpersonen und Institutionellen. "Wir waren als Finanzinvestor beim Hypo-Deal beteiligt. Das war ein großartiges Geschäft für die Hardt-Group", wird Schweickhardt zitiert, der dem Blatt zufolge Ende 2006 viele Reiche als Hypo-Group-Investoren ins Boot geholt haben soll.

Auch beim Arrangement der Transaktion Anfang 2007 habe Schweickhardt über die Londoner Hardt-Tochter Kingsbridge Capital mitgemischt. Die Private-Equity-Firma habe mit Tilo Berlin um Investoren geworben, die bei einer Kapitalerhöhung der Hypo Group einsteigen sollten (Deckname Project Knox).

Um zu klären, was wirklich zwischen dem Ein- und Ausstieg des Berlin-Konsortiums geschah und ob hier der Zufall zu einem guten Geschäft geführt habe oder laut "Format" gute Bekannte bewusst andere geschädigt hätten, sammle die Münchner Staatsanwaltschaft Material. Der Bayerische Landtag wolle Berlin vor einen U-Ausschuss laden.

Investorenpräsentation

Bei Hausdurchsuchungen bei der Vermögensverwaltung Berlin & Co sei eine Investorenpräsentation sichergestellt worden. Sie umfasste eine detaillierte Bewertung der Hypo Group. Demnach wäre das 25-Prozent-Paket der Investorengruppe im Juli 2007 höchstens 647,5 Mio. Euro wert gewesen. Die BayernLB und deren damaliger Chef Werner Schmidt hätten diese Zahlen seit Jänner 2007 gekannt. Dennoch hätten sie tiefer in die Tasche gegriffen und Berlin rund 800 Mio. Euro für den Viertelanteil gezahlt. Zudem seien alle Leichen im Keller blind mitübernommen worden. In Bayern ist deshalb an Schadenersatzklagen gedacht. (APA)