Kigali - Nach der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen mit Frankreich haben die Überlebenden des Völkermordes in Ruanda von der Regierung in Paris eine offizielle Entschuldigung verlangt. "Eine Entschuldigung ist notwendig", sagte der Vorsitzende der ruandesischen Opfervereinigung Ibuka, Théodore Simburudali, am Donnerstag anlässlich des Besuchs des französischen Außenministers Bernard Kouchner in Kigali. Zudem bräuchten die Überlebenden des Völkermords nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Hilfe durch Psychiater, die Frankreich organisieren könne.

Bei dem Völkermord waren 1994 nach UNO-Angaben innerhalb von rund drei Monaten rund 800.000 Menschen, mehrheitlich Angehörige des Tutsi-Minderheitsvolkes, wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder politischen Ansicht von Landsleuten getötet worden. Frankreich hatte damals Truppen in dem ehemaligen belgischen Treuhandgebiet stationiert. Die ruandesische Regierung hatte Frankreich in der Vergangenheit vorgeworfen, von den Vorbereitungen zu dem Völkermord gewusst und diese sogar unterstützt zu haben. Kouchner räumte ein, dass es auf französischer Seite damals "Einschätzungsfehler" gegeben habe. "Die Schuld ist aber nicht so karikaturenhaft, wie man sie dargestellt hat."

Kouchner war am Mittwochabend in Kigali eingetroffen, um die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu bekräftigen. Darauf verständigt hatten sich beide Seiten Ende November. Ruanda hatte die Beziehungen 2006 abgebrochen, nachdem die französische Justiz einen Haftbefehl gegen Vertraute von Präsident Paul Kagamé erlassen hatte. Sie wurden beschuldigt, im April 1994 an der Ermordung des ruandesischen Staatschefs Juvénal Habyarimana beteiligt gewesen zu sein. Der Tod des zum Hutu-Mehrheitsvolk gehörenden Präsidenten gilt als Auslöser für den Genozid. (APA/AFP)