Kritiker fürchteten vor zehn Jahren die "Ver-Big-Brotherisierung" des Fernsehens.

Foto: RTL/Gregorowius

Das nennt man Beharrlichkeit: Kommenden Montag startet auf RTL 2 Big Brother. Junge Menschen treffen in der zehnten (!) Staffel aufeinander, um 148 Tage wieder nichts anderes zu tun, als sich mit diversen Ablenkungsmanövern gegenseitig wachzuhalten. In Bezug auf die Zuschauer ist die Strategie schon seit längerem missglückt. "Big Brother" findet inzwischen weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Es dürfte zuletzt auch für die wenigen Eingeweihten nicht mehr spannend gewesen sein, wie bigbrother.de vermuten lässt, denn der Ankündigung "Das Wochenende vor dem großen Finale hatte es noch einmal in sich" folgte offenbar ein relativ trockenes Finale: "Zuerst durften sich die Finalisten von einem professionellen Wellness-Team verwöhnen lassen. Anschließend wurde das Haus, nicht zuletzt mithilfe des Drill-Instructors, auf Hochglanz gebracht. Als krönender Abschluss wurde am Sonntagabend ein üppiges Gala-Dinner serviert." Und das war's. Der "Drill-Incstructor" hat seine Arbeit getan. Der "Drill-Instructor" kann gehen.

Die Aufregung vor mittlerweile zehn Jahren hat beinahe mitleiderregender Gleichgültigkeit Platz gemacht. Damals fürchteten zornige Kritiker die "Ver-Big-Brotherisierung" des Fernsehens. Geraubte Würde und das Ende des Privaten wurden beklagt, ungeachtet dessen, dass weder Sender noch Kandidaten und auch nicht die Zuschauer bei Big Brother auf beides jemals Wert gelegt hatten. Trotz intensiver Bemühungen und endlosen Duschszenen ist nicht alles den Bach hinuntergegangen: Die Zuschauer ergriffen die Initiative und ließen die Containerinsassen einfach in der Duschkabine stehen. Manches erledigt sich von selbst.  (Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 8.1.2010)