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Es dauerte bis in den späteren Nachmittag, bis der Defekt im Signalsystem entdeckt und als Ursache der aktuellen Panne identifiziert war.

Foto: REUTERS/Kevin Coombs

Brüssel/Paris/London - Der schon vor Weihnachten durch eine peinliche Panne mit negativer Publicity "beschenkte" Eurostar von Brüssel nach London ist am Donnerstag erneut Opfer einer technischen Panne geworden. Donnerstagvormittag blieb einer der Superschnellzüge im Tunnel unter dem Ärmelkanal stecken - als möglicher Grund gilt diesmal aber nicht das Winterwetter, das seit einigen Tagen sowohl die britischen Inseln als auch Frankreich fest im Griff hat, sondern ein Defekt im Signalsystem.

Der Hightech-Zug, der auf dem Weg von Brüssel in die englische Hauptstadt war, stand am Donnerstag mehr als zwei Stunden im Tunnel und konnte nicht mehr weiter. Erst eine zweite, vor den defekten Zug gespannte Lokomotive konnte den mit mehr als 260 Personen besetzten Schnellzug aus dem Tunnel schleppen.

Sicherheitshalber blieb der Zugsverkehr unter dem Ärmelkanal auch nach der erfolgreichen Bergung des Zuges mehrere Stunden lang unterbrochen.

Der liegengebliebene Zug, erklärte Eurostarsprecher Bram Smets in Brüssel, sei auf die britische Seite des Tunnels geschleppt worden. Dort mussten die Passagiere dann jedoch in einen anderen Zug der Gesellschaft umsteigen und konnten erst danach ihre Reise nach London fortsetzen. "Alle Fahrgäste sind in Sicherheit", betonte Smets allerdings. Gefahr für Leib und Leben habe nie bestanden - dass der Zugsverkehr dennoch eingestellt sei, sei eine reine Vorsichtsmaßnahme: "Wir erlauben derzeit keinem Zug, in den Tunnel einzufahren. Sie warten. Wir wollen nicht, dass noch weitere Züge im Tunnel steckenbleiben, bis wir wissen, was passiert ist."

Ersten Untersuchungen zufolge dürfte das Wetter diesmal zwar nicht schuld an der Panne sein, dennoch sind Eurostarbenutzer derzeit Kummer gewöhnt: Wetterbedingt hatte man schon am Mittwoch einige Züge gestrichen.

2000 Menschen

Die Vorsicht der Zugbetreiber kommt nicht von ungefähr. Schließlich waren am 19. Dezember nach heftigen Schneefällen gleich fünf vollbesetzte Züge im Eurotunnel steckengeblieben. Die rund 2000 Passagiere mussten stundenlang ausharren.

Manche der Passagiere - darunter viele Familien mit kleinen Kindern - waren mehr als 15 Stunden eingeschlossen - ohne Wasser, ohne funktionierende Sanitäranlagen und ohne Informationen. Die Zustände wurden als "chaotisch" beschrieben. Gerüchte, wonach das ebenfalls in einem der Züge "gefangene" deutsche Topmodel Claudia Schiffer vor allen anderen Fahrgästen befreit wurde, wurden von Schiffers Management dementiert.

Nach der Panne war der gesamte Eurostar-Verkehr für drei Tage komplett eingestellt worden. Rund 60.000 Reisende waren davon betroffen. Grund für die Panne war nach ersten Untersuchungen Pulverschnee, der außerhalb der Tunnels in die Lüftungsschlitze der Eurostar-Loks eingedrungen war. Er war im 25 Grad warmen Tunnel geschmolzen und hatte Kurzschlüsse verursacht.

Eurostar-Sprecher Smets versicherte am Donnerstag allerdings umgehend, dass dieses Problem inzwischen gelöst sei - es dauerte aber danach bis in den späteren Nachmittag, bis der Defekt im Signalsystem entdeckt und als Ursache der aktuellen Panne identifiziert war. (AFP/AP/red, DER STANDARD Printausgabe, 08.01.2010)