Wien - Die Frage, ob es in der Entführungscausa Natascha Kampusch doch noch ein gerichtliches Nachspiel gibt, soll am Freitag beantwortet werden: Zentrale Figur in der Ermittlungen der vergangenen Monate war Ernst H., ein Freund des Entführers Wolfgang Priklopil. Letzterer hatte sich kurz nach der Flucht von Natascha Kampusch am 23. August 2006 noch mit Priklopil getroffen - und jener hatte ihm die Entführung von Natascha Kampusch gestanden. Kurz darauf hatte sich Priklopil das Leben genommen.

Diese Version hatte Ernst H. im Verhör angegeben, nachdem die Ermittlungen Ende Oktober 2008 wieder aufgenommen worden waren. Auch bezüglich einer Geldüberweisung von 500.000 Schilling (rund 36.300 Euro) an den Täter hatte Ernst H. seine Angaben geändert und war von der Aussage, er habe seinem Freund Geld für ein Auto geliehen, wieder abgerückt. Im Laufe der Erhebungen ist auch Kampusch selbst mehrere Stunden befragt worden.

Die Ergebnisse der weiteren Ermittlungen werden nun heute, Freitag, im Wiener Justizpalast präsentiert - und zwar nicht nur von Thomas Mühlbacher von der Oberstaatsanwaltschaft Wien und Leiter der Staatsanwaltschaft Graz. Ihm zur Seite wurden auch Werner Pleischl, Leiter der Oberstaatsanwaltschaft Wien, Kurt Linzer vom Bundeskriminalamt sowie Ernst Geiger vom Bundeskriminalamt angekündigt.

Als Beobachter begleitete die Ermittlungen eine Evaluierungskommission des Innenministeriums, unter Leitung von Ludwig Adamovich, dem früheren Präsidenten des Verfassungsgerichtshofes. Diese plant kommenden Montag eine Sitzung, in der Adamovich über einen möglichen Rücktritt als Vorsitzender entscheiden will. Der Grund: Adamovich wurde am 24. Dezember im Wiener Straflandesgericht wegen übler Nachrede nicht rechtskräftig zu einer Entschädigung von 10.000 Euro verurteilt. Er hatte Kampuschs Mutter laut Gericht in Interviews eines gegen die guten Sitten verstoßenden Verhaltens beschuldigt. (APA, frei, DER STANDARD Printausgabe, 08.01.2010)