Herbert Paierl lässt in seiner Pauschalpolemik ("Barockes Troubleshooting", Standard 30. 12.) jeden fundierten Zugang zum Entstehen der aktuellen Problemlagen vermissen. Gerade er - der neben Bundeswirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl wohl prominenteste Vertreter der sogenannten Marktradikalen in Österreich - müsste doch wissen, dass die Ursache der Finanzprobleme vieler Staaten mit der Raffgier der reichen Schichten zu tun hat und nicht mit der gesunden sozialen Versorgung des größten Teils der Bevölkerung. Es ist die Wertschöpfung der breiten Masse der arbeitenden Menschen, die dazu beiträgt, dass dieses Land noch immer gut dasteht, und es ist die Gemeinschaftsverweigerung der außerordentlich wohlhabenden Schichten dieses Staates, die zu dieser massiven Unterfinanzierung des Staatsbudgets führt.

Es ist schon eigenartig, dass gerade jene Kräfte, die Mitverursacher dieser Weltfinanzkrise sind, jetzt wieder jene sein wollen, die beste Rezepte zur Gesundung der Staatsfinanzen aufzeigen wollen. Allein das Geschwätz von der Verwaltungsreform, das ich schon nicht mehr hören kann, zeigt nur, wie weit mittlerweile Leute wie Paierl sich von den Realitäten des Zusammenlebens der Menschen und der Notwendigkeit des Funktionierens eines Staates entfernt haben.

Ein ehemaliges Mitglied einer Landesregierung müsste eigentlich wissen, dass viele notwendige Bedürfnisse des Lebens nur durch öffentliche Leistungen abgedeckt werden können.

Es ist nicht die Frage der Ausgaben, die zurzeit ein Problem für diesen Staat sind, sondern es ist eine Frage der Einnahmen. Die Zocker haben nicht nur Island ruiniert, sondern sie haben in allen Ländern in Europa schwere Schäden angerichtet und Lebensentwürfe zigtausender Menschen vernichtet. Das Zusammenleben der Menschen kann nicht nur darin bestehen, die Profitgier weniger zu befriedigen,

Daher ist das Einzige, was an der Polemik von Herbert Paierl vielleicht richtig ist, der Begriff einer notwendigen Reformpolitik, aber nicht im Sinne der Marktradikalenprofitgier und des ungehemmten Zockens, sondern im Sinne einer sozialen Ausgewogenheit, die individuellen Bedürfnissen auf der einen Seite Rechnung trägt, aber auch dafür sorgt, dass für die Allgemeinheit der entsprechende Mehrwert für die gemeinsam zu lösenden Fragen zur Verfügung steht.

Herbert Paierl täte gut daran, mehr dahingehend zu wirken, dass es wieder jene Unternehmerpersönlichkeiten gibt, denen das Gemeinwohl am Herzen liegt und die Stiftungen nicht als eine gute Gelegenheit zum Steuer sparen sehen, sondern als eine Einrichtung, die für wohltätige Zwecke mit einem guten Eigenkapital ausgestattet ist. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.1.2010)