New York - Eine unabhängige und internationale Untersuchung möglicher Kriegsverbrechen der Regierung während des Bürgerkrieges in Sri Lanka hat der UN-Sonderberichterstatter Philip Alston gefordert. "Es gibt viele Fragen zu klären, und es ist im Sinne der Regierung Sri Lankas, dass sie geklärt werden", sagte der Rechtsexperte am Donnerstag in New York. In dem Inselstaat südlich von Indien war im vergangenen Jahr ein mehr als 25 Jahre andauernder Bürgerkrieg mit dem Sieg der Regierung über tamilische Separatisten zu Ende gegangen. Nach Schätzungen wurden 100.000 Menschen während des Konflikts getötet.

Für Aufsehen hatte im vergangenen Jahr ein Video gesorgt, das angeblich die Erschießung gefesselter Rebellen durch Soldaten zeigt. Die Regierung hatte die Aufnahmen als Fälschung bezeichnet. Alston hatte als UN-Sonderberichterstatter für Massentötungen das Video prüfen lassen. Nach seinen Angaben gibt es keine Anzeichen, dass es gefälscht ist.

Bericht von Spiegel TV zum Hinrichtungsvideo:

Quelle: Youtube

"Drei unabhängige Experten haben die Aufnahmen geprüft und keine Hinweise gefunden, dass es sich um eine Fälschung handelt", sagte der Australier. Das Video könne tatsächlich von einem Soldaten mit seinem Telefon aufgenommen worden sein. Zwar gebe es Ungereimtheiten. "So trägt ein Soldat ein weißes T-Shirt und ein anderer lange Haare - ungewöhnlich für Soldaten." Dennoch sei das Video vermutlich authentisch. Fraglich sei allerdings die Datierung: "Die Einblendung zeigt 17. Juli 2009, das wäre zwei Monate nach Kriegsende. Wenn das wirklich stimmt, haben wir ein Problem."

Alston wird seinem Bericht UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und dem Sicherheitsrat vorlegen, jedoch ohne eine Empfehlung. Ermittlungen in Sri Lanka selbst blockiere die Regierung. Sri Lanka sei, auch weil es an vielen UN-Friedensmissionen beteiligt sei, ein besonderer Fall: "Es gibt viele Menschenrechtsverletzungen auf der Welt, furchtbar viele. Hier ist der Unterschied, dass sich Sri Lanka zu den Menschenrechten bekennt und in die Staatenwelt eingebunden ist. Deshalb gehe ich davon aus, dass das Land bei Ermittlung hilft." (APA)