Stockholm - Bei einem der Verdächtigen im Zusammenhang mit dem Diebstahl des "Arbeit macht frei" -Schildes aus dem ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz handelt es sich offenbar um den Gründer der ehemaligen schwedischen Neonazi-Partei "Nationalsocialistisk front" (NSF), Anders Högström. Laut informierten Kreisen in Stockholm ermittelt auch die schwedische Staatspolizei Säpo in dem Fall.

Medienberichten zufolge plante Högström gemeinsam mit anderen Extremisten Anschläge auf Parlament und Regierungschef Fredrik Reinfeldt. Die Warschauer Tageszeitung Gazeta Wyborcza hatte am Donnerstag einen gewissen "Anders H." mit Verbindungen zur schwedischen Neonaziszene als mutmaßlichen Drahtzieher des spektakulären Diebstahls Mitte Dezember genannt. Auf Grund einer Reihe von Indizien in dem Fall handelt es sich nach Ansicht von Kennern der schwedischen rechten Szene "praktisch sicher" um Högström. Auch die Nachrichtenagentur AFP (Agence France-Presse) nannte Högström beim Namen. Die schwedische Staatsanwaltschaft wollte die Identität des Verdächtigen unter Hinweis auf den Personenschutz dagegen nicht bestätigen.

Vorzeige-Abspringer

Der 34-Jährige wurde vor zehn Jahren mit einem Schlag berühmt, als er sich von seiner Partei lossagte und öffentlich der rechtsradikalen Ideologie abschwörte. Er galt damals in Schweden als Vorzeige-Abspringer aus der rechten Extremistenszene und ließ sich unter anderem mit der afro-schwedischen TV-Moderatorin Alice Bah ablichten. In der Folge engagierte er sich im Rahmen des Aussteiger-Projektes "Exit" auch für Jugendliche mit Problemen.

In den vergangenen Jahren geriet Högström allerdings wieder ins Zwielicht. Im Jahr 2007 wurde ihm im Zusammenhang mit dem Verkauf gestohlener Waffen - darunter "Seacat" -Raketen und zwei Mörser - Hehlerei vorgeworfen. Er wurde mangels Beweisen aber freigesprochen. Laut schwedischen Medieninformationen wurde Anders Högström im selben Jahr allerdings wegen eines Doping-Vergehens verurteilt.

Högström hatte in den vergangenen Tagen den beiden Boulevardblättern Aftonbladet und Expressen Interviews gegeben - er bestand jedoch auf Anonymisierung seiner Person. Gegenüber Aftonbladet behauptete er, der seinerzeitige Absprung aus der Neonaziszene sei "ein Bluff gewesen" . Aftonbladet zufolge gehört Högström einer weiterhin aktiven Extremistengruppe an, die angeblich sogar einen bewaffneten Anschlag auf den schwedischen Reichstag, die Wohnung von Ministerpräsident Reinfeldt und das Stockholmer Außenministerium plante.

Demnach hätten die Anschläge unter anderem mit dem Verkauf des "Arbeit macht frei" -Schildes finanziert werden sollen, schrieb "Aftonbladet" unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Informanten.

Neuer Name, alter Inhalt

Högströms Ex-Partei wechselte in den vergangenen Jahren zwei Mal den Namen. Derzeit tritt sie - weitgehend mit den selben Personen - unter dem wesentlich unauffälligeren Titel "Svenskarnas Parti" (Partei der Schweden) auf und gibt sich einen quasi-konservativen Anstrich mit angeblich christlichen Grundwerten. (APA, DER STANDARD, Printausgabe 8.1.2010)