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Der Winterdienst der städtischen Wiener Magistratsabteilung 48 befindet sich im Dauereinsatz.

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Quelle: APA, ZAMG

Wien/London/Montpellier - Ganz bescheiden gab sich "Daisy" bei ihrer Ankunft in Österreich. Am Freitag rieselte aus den Wolken des Tiefs nur leise der Schnee. Das angekündigte Winterchaos im Süden und Osten des Landes blieb vorerst aus. "Das Maximum wurde in den südlichen Landesteilen erreicht", sagte Klimatologe Gerhard Hohenwarter von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Wien, Graz und Innsbruck wurden mit drei Zentimeter Schnee überzuckert.

Für die ÖBB herrschte am Freitag aber die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. "Wir sind auf der Alarmstufe Rot", meinte ÖBB-Sprecher Alfred Ruhaltinger. In Lauerstellung auf den großen Schnee waren auch die Autobahngesellschaft Asfinag und Österreichs größter Flughafen in Wien-Schwechat. "Wir sind vorbereitet und warten nur mehr", sagte Asfinag-Sprecherin Alexandra Vucsina-Valla. Die Salzlager seien voll, die Räumgeräte teilweise jetzt schon im Einsatz.

Erwartet werden zumindest am Wochenende merkliche Neuschneemengen. Für Klagenfurt sagen die Meteorologen bis Samstag zehn bis 25 Zentimeter Neuschnee voraus, für den Grazer Raum zehn bis 20 Zentimeter. Im Wiener Raum rechnet die ZAMG mit 15 Zentimetern in der Stadt und mit bis zu 30 Zentimetern im Wienerwald. Vom Wiener Hafen aus, wo sich das Hauptlager für Streu- und Feuchtsalz befindet, brachten am Freitag Lkws das Salz zu den Einsatzstellen der MA 48 und zu Straßenmeistereien der Asfinag.

Kälterekord in Schottland

Dass "Daisy" aber durchaus auch ungemütlich werden kann, erleben derzeit die Engländer. In Großbritannien sind als Folge des bittersten Winters seit drei Jahrzehnten bisher 25 Menschen ums Leben gekommen, berichten Medien. Hilfsorganisationen riefen dazu auf, älteren Menschen einen Zuschuss für ihre Heizkosten zu gewähren.

Mit minus 21,6 Grad verzeichnete das Dorf Altnaharra im schottischen Hochland einen neuen Kälterekord. Unterdessen wächst in Großbritannien auch die Sorge um die Gasversorgung: Rund 100 größeren Firmen wurde schon am Donnerstag die Zufuhr gekürzt; sie mussten auf alternative Energien umsteigen.

Mittlerweile wurde auch das Streusalz knapp. Die Regierung hatte bereits Salz aus dem Ausland geordert, doch dieses soll nicht vor dem 21. Jänner ankommen. Auch im Bahn- und Flugverkehr kam es wieder zu Behinderungen. So strich British Airways am Samstag fast 60 Flüge auf dem Flughafen London-Heathrow. Der Eurostar, der zwischen London, Paris und Brüssel fährt, strich ein Drittel seines Services.

Starke Schneefälle und spiegelglatte Straßen führten in Südfrankreich zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Auf der Autobahn in Richtung Spanien zwischen Narbonne und Perpignan steckten 1000 Lkws fest. Der Grenzübergang zu Spanien war für den Schwerverkehr gesperrt. Für Spanien wurden Unwetterwarnungen ausgegeben. In der Gegend um Arles und nahe Montpellier waren 20.000 Menschen ohne Strom, weil Leitungen unter der Schneelast zusammengebrochen waren.

Prognostizierte Schneemengen

Gemessen an den Zahlen der vergangenen Jahrzehnte dürfte der Schneefall am Wochenende jedenfalls keine neuen Rekorde bringen. Im folgenden eine Übersicht über die 72-Stunden-Rekorde in den österreichischen Landeshauptstädten verglichen mit den erwarteten Niederschlagsmengen für die kommenden Tage:

Erwartete Neuschneemenge von Freitag (7.00 Uhr) bis Montag (7.00 Uhr):

Bregenz 7 cm
Eisenstadt 15 bis 30 cm
Graz 15 bis 25 cm
Innsbruck 6 cm
Klagenfurt 20 bis 35 cm
Lienz 20 bis 35 cm
Linz 2 bis 11 cm
Salzburg 0 bis 9 cm
St. Pölten 25 bis 35 cm
Wien 25 bis 40 cm

72-Stunden-Rekorde der vergangenen Jahrzehnte:

Bregenz 48cm 03.03.2006
Eisenstadt 35cm 27.12.1993
Graz 58cm 09.02.1986
Innsbruck 82cm 10.11.1944
Klagenfurt 55cm 22.12.1994
Lienz 146cm 31.01.1986
Linz 35cm 05.03.2006
Salzburg 55cm 22.01.2000
St. Pölten 58cm 10.02.1986
Wien 55cm 06.12.1969 (APA, ker, DER STANDARD Printausgabe, 09./10.01.2010, red/ derStandard.at, 8./9. Jänner 2009)