Mit Gags und Akrobatik unterhalten die australischen Tanz-Gäste in ihrem Stück "Edgar" große und kleine Kinder.

Foto: Festspielhaus St. Pölten

St. Pölten - Die australischen Gäste im Festspielhaus St. Pölten halten auch ein überraschendes Tanzgeschenk für jüngeres Publikum bereit. Dieses ist gemischt mit Clownerie und Akrobatik und umhüllt von Pappkartons. In ihrem ersten gemeinsamen Stück Edgar haben sich die beiden ehemaligen Ensemblemitglieder von Sasha Waltz & Guests, Claudia de Serpa und Grayson Millwood, vorgenommen, Kinder und Jugendliche in Staunen zu versetzen, und dafür auch begeisterte Kritiken bekommen, etwa beim Berliner Tanz im August 2007.

Sobald sich aus dem unförmigen Gurkenfresser die zwei Protagonisten geschält haben, sitzen ihnen Schalk und Schadenfreude im Nacken. Millwood gibt den zerstreuten Riesen, der mit seiner kleinen aber temperamentvollen Partnerin de Serpa in einem Pappkartonland, das zu allerlei Material-Spielereien einlädt, um die Vorherrschaft kämpft.

Akrobatische Nummernrevue

Wer dabei als Sieger hervorgeht, ist nebensächlich. Aus dem slapstickartigen Gefecht entsteht eine akrobatische Nummernrevue, in der um die Gunst des Publikums geworben, kindliches Staunen gefordert wird und viele Lacher geerntet werden. Der gemeinsamen choreografischen Handschrift von Gavin Webber und Grayson Millwood unterliegt das letzte Stück im Rahmen der australischen Residency.

Workshops

Die Arbeit daran wird immer wieder neu aufgenommen, denn es gibt auch einen Workshop rund um diese Produktion, dessen Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihren Anteil an Legless, dem ultimativen Tanzgelage, haben werden. Webber bewies ja schon in diversen Impulstanz-Workshops sein Können als Lehrer, und ihm kann sich jeder getrost anvertrauen, der einmal Lust verspürt, in die Entstehung und Dynamik von Tanzstücken einzutauchen. Dass es dann später auf der Bühne besonders dynamisch wird, dafür sorgt die Adrian Gaspars Gypsy Combo, die alkoholbedingte Leichtigkeit und Lebensfreude versprühen und anpeitschen wird.

Immerhin bedeutet "legless" so viel wie sturzbesoffen, und das ist uns Österreichern ja kein artfremder Zustand. Für die Neuzugänge im Stück und die Stammtänzer bleiben der Tanz um die Flaschen, die launige Tischgesellschaft und die wilden Tanzszenen bis zum Applaus des Publikums noch harte, wenn auch leidenschaftliche Arbeit. (Bettina Hagen/DER STANDARD/8.1.2010)