Rangun - Wegen Verbreitung von "Staatsgeheimnissen" hat die burmesische Militärjunta einen früheren Armeeoffizier und einen hohen Beamten des Außenministeriums zum Tod verurteilen lassen. Nach Informationen aus Oppositionskreisen, die von einem auf Anonymität bestehenden Behördenvertreter bestätigt wurden, stehen die am Donnerstag im Ranguner Insein-Gefängnis gegen Win Naing Kyaw und Thura Kyaw gefällten Urteile eines Sondertribunals mit den Beziehungen des südostasiatischen Landes zu Nordkorea in Zusammenhang. Die USA hatten von einem möglichen Transfer von Nukleartechnik von Nordkorea an Burma gesprochen.

Bei den "Staatsgeheimnissen" sei es um den Besuch von Generalstabschef Thura Shwe Mann, der "Nummer drei" des burmesischen Regimes, im Vorjahr in Pjöngjang sowie um Waffengeschäfte gegangen, wie die Exil-Website "Irrawaddy" am Freitag meldete. Eine dritte Person, Pyan Sein, ebenfalls Mitarbeiter des burmesischen Außenamts, wurde demnach zu 15 Jahren Haft verurteilt. Außerdem soll es zahlreiche Festnahmen im Außen- und im Verteidigungsministerium gegeben haben.

Im Juni vorigen Jahres hatten im Exil lebende burmesische Demokratieaktivisten Bilder eines nach ihren Angaben "geheimen Tunnelsystems" veröffentlicht, das Nordkorea in Burma (Myanmar) gebaut haben soll. Die Fotos hatten Fragen nach einer Verbindung der Militärjunta zur Atommacht Nordkorea aufgeworfen. Im August hatten australische Medien über eine vereinbarte intensive Militärkooperation zwischen Nordkorea und Burma insbesondere im Nuklearbereich berichtet.

Burma hatte erst 2006 nach über zwei Jahrzehnten wieder diplomatische Beziehungen mit Nordkorea hergestellt. Im Oktober 1983 waren bei einem spektakulären Sprengstoffanschlag nordkoreanischer Geheimdienstagenten 18 Mitglieder einer südkoreanischen Regierungsdelegation während eines protokollarischen Besuches mit Kranzniederlegung im Mausoleum des burmesischen Nationalhelden General Aung San in Rangun ums Leben gekommen. Der damalige südkoreanische Staatschef General Chun Doo-hwan entging dem Anschlag. Burma hatte daraufhin die Beziehungen zu Nordkorea abgebrochen.

US-Präsident Barack Obama hatte den burmesischen Militärmachthabern im Gegenzug für demokratische Reformen und die Freilassung politischer Gefangener bessere Beziehungen angeboten. Dem Regime werden schwerste Menschenrechtsverstöße zur Last gelegt, insbesondere Zwangsarbeit, Folter, brutale Verfolgung von Angehörigen ethnischer Minderheiten und Missbrauch von Kindersoldaten. Die USA und die EU verlangen die bedingungslose Freilassung der 64-jährigen Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die 14 der vergangenen 20 Jahre in Haft bzw. unter Hausarrest zubringen musste, sowie deren Zulassung zu den von der Junta für 2010 versprochenen allgemeinen Wahlen. Suu Kyis Nationale Liga für Demokratie (NLD) hatte 1990 die Wahlen zu einer Verfassunggebenden Versammlung mit Vierfünftelmehrheit gewonnen, doch hatte das Militär die Machtübergabe verweigert. (APA)