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Dolmetschern und Übersetzern bietet die Europäische Kommission gute Berufschancen. Vor allem die Qualität der Muttersprache ist im Auswahlverfahren wichtig.

Für die Branche der Sprachdienstleister sei 2009 kein so schlechtes Jahr gewesen. "Immer mehr Unternehmen erkennen das enorme Potenzial von Mehrsprachigkeit und interkultureller Kompetenz" , begründet Sabine Kern, Geschäftsführerin von Interlingua Language Services, ihr Fazit. Mit dem Bewusstsein für die Bedeutung mehrsprachiger Kommunikation steige allerdings auch die Nachfrage nach Qualität:"Gerade in Zeiten der Krise, wenn das Geld nicht so locker sitzt, hat derjenige, der die Menschen erfolgreich anspricht, einen entscheidenden Geschäftsvorteil."

Rosige Aussichten

Laut einer Studie, die die Generaldirektion Übersetzung der Europäischen Kommission Ende November präsentiert hat, sei mit "einer jährlichen Wachstumsrate von mindestens zehn Prozent" zu rechnen, sagt Kern über ihre Branche. Das Marktvolumen würde sich damit im Vergleich 2008 bis 2015 verdoppeln.

Da der Dolmetscher- und Übersetzermarkt durch einen harten Wettbewerb und eine "Unternehmenskleinststruktur" gekennzeichnet sei, "die es dem Kunden schwermacht, den Überblick zu behalten" und seriöse Anbieter auszumachen, steht 2010 für Kern im Zeichen einer umfassenden Qualitätsoffensive. Diese möchte sie vor allem in ihrer Funktion als Präsidentin des ersten internationalen Netzwerks für zertifizierte Übersetzer und Sprachdienstleister, iQTSP, vorantreiben.

Die Europäische Kommission macht derweil auf ein besonderes Problem aufmerksam: In den kommenden fünf bis zehn Jahren werde der Großteil der festangestellten Dolmetscherinnen und Dolmetscher in Pension gehen. Für die deutsche Sprache seien derzeit 62 Konferenzdolmetscher fest angestellt, deren Durchschnittsalter bei 49 Jahren liegt. Daneben werden zahlreiche Freelancer beschäftigt, deren Altersdurchschnitt allerdings noch um ein Jahr höher ist.

Die nötigen Aufnahmeverfahren für die Beschäftigung als Freier Dolmetscher bestanden 2008 nur vier Kandidaten - die angegebene Erfolgsquote von 18,2 Prozent verweist gleich auf die Zahl der Bewerber: magere 22. Als häufiger Grund für das Scheitern bei den Akkreditierungstests wird die mangelnde Beherrschung der Muttersprache angegeben.

Die Qualität des muttersprachlichen Ausdrucks ist jedoch, noch vor den Fremdsprachenkenntnissen, erstes Auswahlkriterium für die Tätigkeit. Um die nun drohende Lücke rechtzeitig zu schließen, startet die Generaldirektion Dolmetschen eine Informationsinitiative, die jungen Sprachtalenten Lust auf den Beruf machen soll. Über die Jobs informiert http://europa.eu/languages/de/home.

Um Migranten den Eintritt in den heimischen Arbeitsmarkt und die Integration in die österreichische Gesellschaft zu erleichtern, hat die Wiener Wirtschaftskammer gemeinsam mit dem Wifi das umfassende Programm "WIP komplett" ins Leben gerufen. Abseits der immer wieder in Schräglage kommenden Integrationsdebatte geht es im ersten Modul um die Wirtschaftssprache Deutsch, in Modul zwei um "Leben und Arbeiten in Österreich" , und im abschließenden Modul werden praktische Übungen abgehandelt. Das Angebot wendet sich vorerst an Menschen mit türkischer oder serbischer Muttersprache.

Neben einer Vielzahl weiterer Anbieter von Sprachkursen bundesweit informiert das Österreichische Lateinamerika-Institut (LAI) über das aktuelle Angebot für Interessierte an der spanischen und der portugiesischen Sprache. Im Februar werden - vor allem auf die studentische Zielgruppe zugeschnitten - Intensivkurse angeboten, die Sommersemesterkurse starten mit 8. März. Das LAI bietet auch vom AMS geförderte Spanischkurse an, jeweils an drei Vormittagen oder Nachmittagen pro Woche. (Bernhard Madlener, DER STANDARD, Printausgabe, 9./10.1.2010)