New York - Neuer Wirbel um überzogene Boni in der Finanzwelt: Die angeschlagene Bank of America stellt ihren Investmentbankern für das abgelaufene Jahr genauso hohe Extrazahlungen in Aussicht wie vor der Krise. Die zu erwartende Ausschüttung bewege sich nahe des Wertes von 2007, schreibt das "Wall Street Journal" (WSJ) am Freitag. Dabei steht das Geldhaus gerade erst wieder auf eigenen Beinen, nachdem der US-Steuerzahler die Bank mit 45 Mrd. Dollar (31,5 Mrd. Euro) vor dem Kollaps retten musste. Erst vor einem knappen Monat hatte das Institut seine Schulden beim Staat beglichen.

Die Bank of America gehört zu den größten Verlierern der Finanzkrise. Sie hatte sich zum Höhepunkt des Crashs mit der Übernahme der Investmentbank Merrill Lynch verhoben. Dort taten sich im Laufe der Zeit immer neue Löcher durch faule Wertpapiere auf. Am Ende des Jahres 2008 summierte sich der Verlust auf 27,6 Mrd. Dollar. Der Staat musste einspringen. Im Zuge der allgemeinen Erholung der Finanzbranche hat sich aber auch die Lage bei Mutter und Tochter entspannt. Diese Erholung werde sich in den Boni niederschlagen, schreibt das "Wall Street Journal". Die Bank selbst ließ wissen, über die Bezahlung sei noch nicht endgültig entschieden.

Boni sind seit der Krise das Reizthema in der Finanzwelt. Trotz hoher Verluste bekamen insbesondere die Investmentbanker weiterhin gigantische Extrazahlungen. Besonders in die Kritik geraten war die Praxis bei staatlich gestützten Banken, bei denen letztlich der Steuerzahler für die Gehälter geradesteht.

Auslöser der Finanzkrise

Überzogene Boni gelten als einer der Auslöser der Finanzkrise, schüren sie doch laut Kritikern die Risikobereitschaft. Großbritannien hatte deshalb eine Sondersteuer verhängt, auch in Frankreich und Deutschland ist eine entsprechende Abgabe im Gespräch. Die Investmentbanker von Merrill Lynch hatten 2007 rund 5,8 Mrd. Dollar an Boni eingestrichen, und selbst für das Krisenjahr 2008 erhielten sie noch 3,6 Mrd. Dollar. Die Konzernführung kam deshalb massiv unter öffentlichen Druck, am Ende musste Bankchef Kenneth Lewis gehen. Seit dem Jahreswechsel führt der bisherige Leiter der Privatkunden-Sparte, Brian Moynihan, die Bank of America. Sein erklärtes Ziel ist es, das ramponierte Image wieder aufzupolieren.

Die US-Regierung hatte der Finanzwelt insgesamt 700 Mrd. Dollar zur Verfügung gestellt. Erst vor wenigen Wochen hatte sie ihren Hilfsplan bis weit ins kommende Jahr hinein verlängert. Besonders mittelgroße und kleine Banken sind noch in Nöten. Institute, die Staatshilfe in Anspruch nehmen, müssen allerdings harte Einschnitte bei der Bezahlung ihrer Führungskräfte hinnehmen. Die Großbanken haben deshalb mittlerweile allesamt die erhaltenen Gelder zurückgezahlt. (APA)