Hat den bulgarischen Wende-Roman geschrieben: Vladimir Zarev.

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Ihre Werke entstanden in der Auseinandersetzung mit ihrer Heimat Bulgarien. Wobei der eine, Dimitré Dinev, heute nicht mehr auf dem Balkan, sondern in Wien lebt. Er, Autor des Romans Engelszungen, ist auch 21 Jahre jünger als der andere, Vladimir Zarev. Der wohnt seit seiner Geburt 1947 in Sofia und war mit zahlreichen Erzählbänden, Romanen und Sachbüchern sowie als Herausgeber einer Literaturzeitschrift bereits zu realsozialistischen Zeiten erfolgreich. Sein Roman über den Bau der Chemiekombinate in Widin, Tag der Ungeduld, wurde in einer sowjetischen Zeitschrift mit einer Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren abgedruckt. Auf Deutsch gibt es von Zarev bisher die Romane Verfall (über die Zeit der Wende 1989) und Familienbrand

(Deuticke).

Schauplatz des Letzteren ist wieder die an der Donau gelegene Kleinstadt Widin, aus der Zarevs Vater stammt. In dem weit ausholenden Epos erzählt er anhand unterschiedlicher Lebensläufe von den ideologischen, politischen und privaten Optionen im letzten Jahrhundert. Möglichkeiten wie Unmöglichkeiten, Idealismus und Enttäuschung in unruhigen Zeiten mit diversen Umstürzen und (vorgeblichen?) Veränderungen.

Dimitré Dinev führt in das Werk ein und spricht nach einer Lesung Zarevs mit diesem über bulgarische Besonderheiten sowie Leben und Literatur in einem Land im Umbruch. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD/Printausgabe, 09./10.01.2010)