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Ich wünsche mir nun, dass diese haarsträubenden Gerüchte ein Ende finden", so die Reaktion von Natascha Kampusch laut ihrem Medienberater auf die am Freitag präsentierten Ermittlungsergebnisse. So hatte sich etwa im Zuge der neuerlichen Ermittlungen herausgestellt, dass das Gerücht, das Entführungsopfer sei freiwillig in die Gefangenschaft zurückgekehrt, von einem Mann in Umlauf gebracht worden war, der sich in einem Chat als Kampusch ausgegeben hatte.

Kampuschs Anwalt Gerald Ganzger hingegen kritisierte die polizeilichen Ermittlungen unmittelbar nach der Entführung: "Aus unserer Sicht kann man sagen, dass wir der Meinung sind, dass man damals schon hätte mehr tun müssen." Laut Ganzger hätte man etwa Priklopils Auto auf DNA-Spuren untersuchen und Spürhunde einsetzen müssen.

Ernst Geiger vom Bundeskriminalamt räumte am Freitag eine Panne im Sicherheitsbüro ein - ab 1998 war unter seiner Führung ermittelt worden: "Dass der Hinweis auf Priklopil falsch bewertet wurde, ist damals in der Hektik der Ereignisse passiert. Das war ein großer Fehler."

Ludwig Adamovich, Leiter der vom Innenministerium eingesetzten Evaluierungskommission, erklärte am Freitag, er nehme die neuen Ermittlungsergebnisse "zur Kenntnis". Inhaltlich wolle er sie nicht kommentieren - "wir haben ja nie davon gesprochen, dass es mehr Täter geben muss, sondern nur, dass da und dort noch ermittelt werden muss".

Adamovich hatte allerdings in Interviews Aussagen von Kampusch in Zweifel gezogen und auch in den Raum gestellt, dass es Natascha Kampusch nach ihrer Entführung womöglich besser ergangen sei als zuvor bei ihrer Familie. Deswegen ist der frühere Präsident des Verfassungsgerichtshofes zu Weihnachten wegen übler Nachrede zu einer Entschädigung von 10.000 Euro nicht rechtskräftig verurteilt worden.

Manfred Ainedter, Anwalt des Priklopil-Freundes Ernst H., attackierte Adamovich am Freitag: Er überschreite in der Kommission seine Befugnisse. Und: "Es ist eigentlich ein Skandal, dass Adamovich das Opfer Kampusch immer wieder erneut zum Opfer macht, indem er sie als unglaubwürdig hinstellt." (frei, DER STANDARD Printausgabe, 09./10.01.2009)