Wenn wir uns mit den "Nullerjahren" beschäftigen und bei dieser Gelegenheit fragen: "Was werden kommende Generationen über das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends sagen?" , dann stöhnen Mathematiker gequält auf. Sie haben ja recht, ein Dezennium besteht aus zehn Jahren und mit 2010 hat das zehnte Jahr dieses Dezenniums gerade erst begonnen. Die Frage ist, ob man dem Phänomen mit Mathematik begegnen kann. Seit dem "Jahrtausendwechsel 2000" wissen wir: Nein, die öffentliche Wahrnehmung ist das eine, mathematische Exaktheit das andere. Beides müssen wir ins Auge fassen. Wir werden die Rechenkunst nicht revolutionieren (zumindest nicht wissentlich), eine gute Zeitung macht aber nur, wer Denken und Fühlen der Menschen nicht minder ernst nimmt.

In der Weite der Zeit haben wir uns unbewusst ganz anderswo verloren. "Sarkozy hat mit Camus Großes vor" schrieben wir, und dass auf Steinsärgen im Panthéon "seit der Revolution von 1789 Namen wie Voltaire, Rousseau und Zola" prangen. Émile Zola wurde erst 1840 geboren, 51 Jahre nach der Französischen Revolution.

Wir machen uns so unsere Gedanken über die Sprache, zuletzt wurde in der Kultur vom "Fallen der Fälle" geschrieben: "Weil britische Personalchefs rüpelhaftes Benehmen und rüde Sprachsitten der Schulabgänger beklagt haben, steht in einem südenglischenCollage das Pflichtfach ,Manieren‘ auf dem Lehrplan." Sprachunterricht würde reichen, College war gemeint.

Kurz und korrekturbedürftig: "Chronik und Sport löst die Washington Post auf" , lautete eine Meldung. Gemeint ist die Washington Times, das von Sektengründer Sun Myung Moon ins Leben gerufene und nicht ganz so erfolgreiche konservative Gegenstück zur Hauptstadtzeitung.

Gute Aussichten

Alles ist möglich, auch das Impressum kann zum Thema werden. DER STANDARD wird seit Jahresbeginn nicht mehr in Tulln, sondern in Wien-Inzersdorf gedruckt. Die ordentliche Mitteilung hat es nicht in die ersten Exemplare des Jahres geschafft. Inzwischen ist alles auf Schiene. Die Adaptionen waren vernachlässigbar klein, und wir können sicher sein, einen richtigen Schritt für Qualitätssicherung und Zukunft des Blattes gesetzt zu haben. (Otto Ranftl, Leserbeauftragter. DER STANDARD Printausgabe 9.1/10.1.2010)