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Fidel Castro bei der Siegesfeier der Revolutionsgarden in Havanna am 8. Jänner 1959 (o.) - und eine kleine Sensation, 50 Jahre später: Fast zeitgleich mit den hier publizierten "Reflexionen des Genossen Fidel" verbreitete die kubanische Regierung ein Foto (von einem Treffen mit Nicaraguas Staatschef Ortega), auf dem erstmals auch Castros Frau Dalia Sonto del Valle zu sehen ist.

Foto: Epa

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Foto: Reuters

Unser Land gehört zu den mehr als 150 Ländern der Dritten Welt. Diese werden die ersten, aber nicht die Einzigen sein, die unter den unglaublichen Folgen des von den Menschen verursachten Klimawandels leiden werden, wenn wir nicht in der Lage sind, ihn rechtzeitig zu verhindern.

Die immer heftigeren Hurrikane, die Dürren und andere Naturkatastrophen haben auch zur Bildung unseres Volkes in dieser Frage beigetragen. Es handelt sich nicht um ein fernliegendes Risiko für das 22. Jahrhundert, sondern um eines, das schon in den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts schlagend werden könnte. Es handelt sich auch nicht um eine einfache Aktion gegen das Imperium und seine Anhänger, die - wieder einmal - versuchen, ihre dummen und egoistischen Interessen allen anderen Staaten aufzuzwingen. Es handelt sich um eine Schlacht der Weltöffentlichkeit, die man nicht der Spontaneität oder der Laune der Mehrheit der Medien überlassen darf.

Diese Schlacht muss man mit den Massen und im Schoß der Massenorganisationen sowie in wissenschaftlichen, kulturellen, humanitären und anderen internationalen Einrichtungen führen, vor allem im Schoß der Vereinten Nationen,

Die Konferenz von Kopenhagen aber erwies sich allerdings als verlogene Seifenoper, bei der die US-Regierung, ihre Alliierten der Nato und die reichsten Länder versuchten, einen betrügerischen und antidemokratischen Anschlag gegen die Schwellenländer und die armen Länder der Dritten Welt zu verüben, indem sie diesen das größte Opfer für den Klimaschutz abverlangten.

Obama ist erst am letzten Konferenztag in Kopenhagen angereist und hat eine inhaltsleere, demagogische Rede gehalten - eine Mischung von süßen Worten, gewürzt mit Theatergestik, die Personen wie mich, die sich bemühen, bei der Bewertung seiner politischen Eigenschaften und Absichten objektiv zu sein, nur langweilen. Zuvor hatte er seinem gefügigen dänischen Gastgeber aufgedrängt, dass nur eine Gruppe von ausgwählten Gästen die Ehre zu teil werden sollte, nach seiner Rede das Wort zu ergreifen, entschwand aber dann gleich, ohne die weiteren Beiträge abzuwarten, durch die Hintertür wie ein Kobold, der vor seiner Zuhörerschaft flieht,

Nachdem die Rednerliste erschöpft war, forderte ein waschechter Aymara-Indianer, der bolivianische Präsident Evo Morales, der vor kurzem mit 65 % der Stimmen wiedergewählt wurde, sein Recht, sich zu Wort zu melden. Angesichts des stürmischen Beifalls wurde ihm das Wort erteilt. In nur neun Minuten hat er tiefe und angemessene Auffassungen zum Ausdruck gebracht, die den Worten des abwesenden Präsidenten der Vereinigten Staaten antworteten. Gleich darauf stand Hugo Chávez auf, um zu bitten, im Namen der Bolivarianischen Republik Venezuela zu sprechen; Dem Sitzungsvorsitzenden blieb keine andere Wahl, als auch ihm das Wort zu erteilen, was jener dafür nutzte, eine der brillantesten Reden, die ich je von ihm gehört habe, zu improvisieren. Schließlich setzte ein Hammerschlag der ungewöhnlichen Sitzung ein Ende.

Obama und seine Gtetreuen hatten währenddessen keine Minute zu verlieren: Hektisch wurde ein Erklärungsentwurf voll vagen Geredes erarbeitet, der de facto einer Negation des Kioto-Protokolls gleichkommt. Eindringlich beschwor der Yakee-Präsident seine Verhandlungspartner - ein privater Kreis von nicht mehr als 30 Personen -, dem Papier zuzustimmen und drohte sogar damit, das Treffen zu verlassen, wenn man in seine Forderungen nicht einwilligen würde.

Viele, besonders die sozialen Bewegungen und die besser informierten Personen aus den humanitären, kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen, wissen, dass das solchart zustandegekommene Dokument einen Rückschlag im Kampf gegen den Klimawandel darstellt.

Hl. Drei Könige als Berater?

Die betrügerische Idee, nach der die reichen Länder eine mickrige Summe in Höhe von 30 Milliarden Dollar in drei Jahren für die armen Länder beitragen würden, um die Kosten zur Bekämpfung des Klimawandels zu bestreiten, und dass diese Summe ab 2020 um 100 Milliarden pro Jahr steigen könnte, bedeutet eine Verschiebung der Problemlösung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag. Fachleute wissen, dass diese Zahlen aufgrund des zu beanspruchenden Investitionsumsatzes lächerlich und unannehmbar sind.

Was ist ein Dollar wert? Was bedeuten 30 Milliarden? Wir alle wissen, dass seit Bretton Woods im Jahr 1944 bis zum Befehl von Präsidenten Nixon im Jahr 1971 zum völkermörderischen Krieg gegen Vietnam der Wert eines Dollars, umgerechnet in Gold, so gesunken ist, dass er heute 32 mal weniger wert ist als damals; 30 Milliarden bedeuten also weniger als 1 Milliarde, und 100 Milliarden geteilt durch 32 =3.125 Mrd., was heutzutage nicht einmal zum Bau einer Erdölraffinerie mittlerer Kapazität ausreicht.

Lassen wir uns nicht täuschen. Was die Vereinigten Staaten mit ihren Manövern versucht haben, ist, die Dritte Welt zu spalten, mehr als 150 unterentwickelte Länder von China, Indien, Brasilien, Südafrika und anderen zu trennen, mit denen aber wir zusammen kämpfen müssen, um in Bonn, Mexiko oder auf irgendeiner anderen internationalen Konferenz neben den sozialen, wissenschaftlichen und humanitären Organisationen echte Abkommen zu verteidigen, die alle Länder begünstigen und die Menschheit vor einer Katastrophe schützen, die zum Aussterben unserer Gattung führen kann.

Die Welt verfügt über immer mehr Information, aber die Politiker offenbar über immer weniger Zeit, um zu denken. Aber wenn Obama die 28 Partys hinter sich hat, mit denen er angeblich beabsichtigte, Weihnachten zu feiern, und wenn da auch die Party der Heiligen Drei Könige eingeschlossen ist, werden ihm ja vielleicht Caspar, Melchior und Balthasar raten können, was zu tun ist. (Fidel Castro Ruz, 3. Jänner 2010, 15:16 Uhr, DER STANDARD, Printausgabe 9./10. Jänner 2010)