Den Haag/Sydney - Nach dem Zusammenstoß eines japanischen Walfangschiffs mit einem Schnellboot von Walschützern in der Antarktis hat die Meeresschutzorganisation Sea Shepherd gegen die Besatzung des Walfängers Klage wegen Piraterie eingereicht. Der Vorfall habe "nahe am Mord" gelegen, sagte die Anwältin Liesbeth Zegveld am Freitag in Den Haag. Das Walschützer-Boot sank, weshalb eine Schadenersatzklage folgen soll.

Eskalation

Das Rammen des Walschutzbootes sei ein "so extremer Vorfall", dass nun unbedingt jemand einschreiten müsse, sagte die Anwältin Zegveld. Wenn nichts unternommen werde, könne es in der Zukunft "einen noch ernsthafteren Zwischenfall geben". Bei dem Zusammenstoß am Mittwoch war der in Neuseeland registrierte Trimaran "Ady Gil" der australischen Meeresschutzbewegung in zwei Teile zerbrochen, die sechs Besatzungsmitglieder konnten jedoch gerettet werden. Beide Seiten machen sich gegenseitig für den Vorfall verantwortlich. Die Behörden in Neuseeland und Australien kündigten eine Untersuchung an.

Das Boot sei beim Versuch, es zum Hafen zu schleppen, am Freitag endgültig gesunken, teilte Sea Shepherd mit. Zegveld kündigte an, der Schaden von 694.000 Euro solle demnächst auch gegenüber den Walfängern geltend gemacht werden. Piraterie unterliege dem allgemeinen Völkerrecht, sagte die Anwältin. Jeder Staat könne einschreiten. Die Niederlande wurden als Ort für die Klage ausgewählt, weil eines der Sea-Shepherd-Boote dort registriert ist und weil eines der Besatzungsmitglieder der "Ady Gil" aus den Niederlanden stammt.

Sea Shepherd macht weiter

Australien protestierte nach der Schiffskollision gegen die Taktiken beim japanischen Walfang. Die australische Botschaft in Tokio habe der japanischen Regierung ihre "ernsten Bedenken" übermittelt, sagte Vize-Premierministerin Julia Gillard. Diplomaten der australischen Botschaft in Tokio hätten sich mit Vertretern der japanischen Regierung getroffen und ihre Bedenken über das "Verhalten der Walfänger auf hoher See" übermittelt, sagte Gillard. Bei dieser Gelegenheit habe Australien zudem seinen Widerstand gegen den Walfang bekräftigt, fügte Gillard hinzu.

Sea Shepherd kündigte an, mit ihren beiden noch verbliebenen Schiffen die Jagd auf die Walfänger fortzusetzen. Nach ihren eigenen Angaben retteten die radikalen Meeresschützer mit ihren Aktionen bisher hunderten Walen das Leben. Die vor sechs Jahren gegründete Bewegung hat prominente Unterstützer aus Hollywood, unter anderem von Sean Penn, Pierce Brosnan und Martin Sheen. Japan jagt die Tiere trotz eines seit 1986 bestehenden internationalen Moratoriums. Das Land macht sich dabei eine Ausnahmeregelung zunutze, wonach die Jagd auf Wale zu Forschungszwecken erlaubt ist. (APA)