Luanda - Togos Premierminister hat am Sonntag die Fußball-Nationalmannschaft seines Landes nach dem tödlichen Terroranschlag vom Freitag mit einem Machtwort nach Hause beordert. "Das Team muss Angola verlassen und nach Togo zurückkehren. Wenn Spieler oder andere Personen bei der Eröffnungsfeier unter unserer Flagge stehen, dann repräsentieren sie nicht unser Land" , sagte Gilbert Houngbo. In einer nächtlichen Mannschaftssitzung hatten sich die Spieler zuvor zu einer Teilnahme entschlossen, mussten sich aber dann doch der staatlichen Autorität beugen. Es wurde eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.
Die afrikanische Fußball-Konföderation (CAF) erteilte Forderungen, das Turnier nach dem "Akt der Barbarei" (Togos Trainer Hubert Velud) nicht auszutragen, unmissverständlich eine sofortige Absage. Die Gruppe B wird mit drei Mannschaften (Ghana, Elfenbeinküste, Burkina Faso) gespielt.
Blatter beruhigt
Der Fußball-Weltverband Fifa bemüht sich derweil zu versichern, dass der Anschlag die am 11. Juni in Südafrika beginnende WM nicht tangiere. "Ich habe nach wie vor vollstes Vertrauen in Afrika und bin sicher, dass der Kontinent in der Lage ist, eine Fußball-WM zu organisieren" , sagte Fifa-Präsident Joseph S. Blatter. "Die Fifa und ich selbst sind mit unseren Gedanken bei den Opfern und ihren Familien und Angehörigen" , versicherte der Schweizer. In dieser schrecklichen Situation dürfe nicht in Vergessenheit geraten, dass der afrikanische Fußball viel für den Weltfußball geleistet habe. Er sei "die Wiege der reinen Freude am Fußball" .
Der WM-Gastgeber reagierte relativ gelassen. "Wir sind zu 100 Prozent bereit. Spekulationen, dass der Vorfall in Angola Auswirkungen auf die WM hat, weise ich entschieden zurück" , sagte Südafrikas Präsident Jacob Zuma, der der Eröffnungszeremonie in Angola beiwohnte. "Der Anschlag ist schockierend und inakzeptabel, er sollte uns aber Ansporn sein, den Terrorismus auszumerzen."
"Was jetzt in Angola passiert ist, war ein einzelner Anschlag, der nichts mit unserer Fußball-WM zu tun hat, sagte OK-Sprecher Rich Mkhondo. "Südafrika ist nicht Angola."
Trotz aller Beteuerungen gibt es von jeher Sicherheitsbedenken in Südafrika. Gangs und Gangster regieren, Überfälle gehören in den Straßen Johannesburgs und Kapstadts zur Tagesordnung. Täglich werden fast 50 Menschen in der Kap-Republik ermordet. Kriminalität ist eine latente Gefahr. Immer wieder werden Zweifel laut, ob und wie die Organisatoren für die erwarteten 450.000 Fußball-Fans aus der ganzen Welt Sicherheit garantieren können. Jakkie Cilliers von der nationalen Sicherheitsbehörde betont, dass im Vorfeld alles getan wurde. "Ich sehe keinen Grund, warum es nach diesem Anschlag ein größeres Risiko für die Fußball-Fans geben sollte" , sagte er. Insgesamt sind während der Endrunde 190.000 Polizisten im Einsatz.
Für den Afrika-Cup (bis 31. Jänner) garantiert Angola unterdessen die Sicherheit aller Teilnehmer. Die Vorkehrungen insgesamt würden nach dem Vorfall "drastisch verschärft" , sagte Sportminister Goncalves Muandumba. "Keine Sorge." (red, sid, DER STANDARD Printausgabe, 11.1.2009)