Graz - Auf behördliche Weisung und gegen den Willen der HIV-positiven Eltern wird laut Medienberichten im Grazer LKH ein elfmonatiges Mädchen gegen Aids behandelt. Die Krankheit war diagnostiziert worden, als das Baby kurz vor Weihnachten wegen einer Lungenentzündung in die Grazer Kinderklinik gebracht worden war. Es habe bereits Lebensgefahr bestanden, so der Leiter der Grazer Kinderklinik, Wilhelm Müller, im ZiB1-Interview: "Ich hoffe, es kommt noch zu einer Kooperation mit den Eltern. Aber die Obsorge über die medizinische Betreuung liegt jetzt bei den Behörden. Und so können wir das Kind jetzt so behandeln, dass es wieder gesund wird."

Der Grazer Infektiologe und Aids-Spezialist Andreas Kapper hatte die Eltern des kleinen Mädchens, das vermutlich beim Stillen von seiner Mutter angesteckt wurde, jahrelang betreut, vor zwei Jahren hätten sie aber, so Kapper, die Behandlung abgebrochen.

Die Eltern dürften Anhänger des selbsternannten Wunderheilers Ryke Geerd Hamer sein, der durch den Fall der krebskranken Olivia bekannt wurde und schulmedizinische Behandlung strikt ablehnt. "Unsere Kleine hat nicht Aids" , wird der Vater in der Kronen Zeitung zitiert, "denn Aids gibt es gar nicht. Das ist nichts anderes als eine allergische Reaktion, basierend auf einem Konflikt" , dies sei mit Naturmitteln heilbar.

Wegen Verdachts auf schwere Körperverletzung und vorsätzliche Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten ermittelt nun die Staatsanwaltschaft gegen die Eltern. Diese wehren sich auf ihrer Homepage gegen die Zwangsbehandlung ihrer Tochter und sprechen von Verbrechen gegen die Menschheit. Wenn ihr Kind sterben sollte, "dann an der Medizin" . Die Behörde will laut Kleine Zeitung die Internetseite schließen, doch der richterliche Beschluss dazu verzögert sich. (asch, DER STANDARD, Printausgabe 9./10. Jänner 2010)