Heidelberg - Die iranische Menschenrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi ist davon überzeugt, dass die anhaltenden Proteste im Iran die Regierung von Präsident Mahmoud Ahmadinejad zu Fall bringen können. "Die Protestbewegung ist bereits jetzt so groß, dass sie Ahmadinejad Angst eingejagt hat", sagte Ebadi der in Heidelberg erscheinenden "Rhein-Neckar-Zeitung" (Samstag). Andernfalls würde der Präsident die Opposition "nicht so hart bekämpfen". "Eine Regierung, die sich stark fühlt, braucht nicht auf Gewalt gegen friedliche Proteste zurückzugreifen", sagte die Menschenrechtsanwältin.
An die internationale Gemeinschaft appellierte Ebadi, mit dem Iran einen Menschenrechtsdialog aufzunehmen. "Die internationale Gemeinschaft redet mit dem Iran seit Jahren nur noch über das Atomprogramm", kritisierte sie. Die Themen Demokratie und Menschenrechte schienen in Vergessenheit geraten zu sein, obwohl im Iran seit Jahren immer häufiger gegen die Menschenrechte verstoßen werde. "Dies sollte endlich ein Thema im Dialog mit der Regierung werden", sagte die Nobelpreisträgerin.
Wirtschaftssanktionen treffen Bevölkerung
Ebadi wandte sich gegen eine Verschärfung der wirtschaftlichen Sanktionen gegen ihr Heimatland, weil diese vor allem die einfache Bevölkerung träfen und nicht die Regierenden. Helfen könnten aus ihrer Sicht allenfalls politische Sanktionen, die sich gegen die iranische Führung direkt richten, wie etwa ein Einreiseverbot. (APA)