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Rund hundert mit Knüppeln und Eisenstangen bewaffnete Einwohner von Rosarno versammelten sich in der Nähe eines Lokals, in dem sich viele Migranten aufhielten, und bauten Barrikaden auf.

Foto: AP/Adriana Sapone

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Rund 300 Migranten mussten daraufhin eine verlassene Fabrik, in der sie Unterkunft gefunden hatten, verlassen. Sie wurden in ein Auffanglager in die kalabresische Stadt Crotone gebracht.

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Rom - Nach der Migrantenrevolte in der Kleinstadt Rosarno in der süditalienischen Region Kalabrien ist es am Freitagabend zu Vergeltungsaktionen seitens der Einwohner gekommen. Zwei afrikanische Einwanderer wurden mit Schrotflinten angeschossen und dabei leicht verletzt. Zwei weitere Migranten wurden durch Schläge mit Eisenstangen schwer verletzt. Nach Angaben italienischer Medien fuhren Einwohner der Stadt außerdem fünf Afrikaner absichtlich mit ihren Autos an.

Danach versammelten sich rund hundert mit Knüppeln und Eisenstangen bewaffnete Einwohner von Rosarno in der Nähe eines Lokals, in dem sich viele Migranten aufhielten, und bauten Barrikaden auf. Einige Einwohner hatten Kanister mit Benzin dabei, andere besetzten das Rathaus. "Wir werden nicht weggehen, bis alle Migranten Rosarno verlassen haben", erklärten einige Einwohner der Gemeinde.

Aus Angst vor Racheaktionen beschloss die Polizei, die afrikanischen Migranten wegzubringen, die als Tagelöhner in den Orangenfeldern der Gegend eingesetzt werden. 300 Migranten, die in einer verlassenen Fabrik in Rosarno leben, wurden am Samstag in ein Auffanglager in die kalabresische Stadt Crotone gebracht. Ihre Abfahrt in Bussen wurden von den Einwohnern Rosarnos mit Applaus begrüßt.

38 Verletzte bei Unruhen

Der Polizeieinsatz in Rosarno wurde verstärkt, um weitere Gewalttätigkeiten zu verhindern, die schon am Donnerstagabend ausgebrochen waren. Die Unruhen waren nach Schüssen auf eine Gruppe von Einwanderern entflammt. Dabei wurde ein Afrikaner verletzt. Dutzende Afrikaner setzten daraufhin in Rosarno Autos in Brand, zertrümmerten Schaufenster und riefen "Wir sind keine Tiere". Der einheimischen Bevölkerung warfen sie Rassismus vor. Bei den Unruhen in Rosarno wurden nach Polizeiangaben insgesamt 38 Personen verletzt.

Die meisten der 2.500 Afrikaner, die in der 15.000-Seelen-Gemeinde leben, wohnen in Baracken oder in verlassenen Fabriken ohne Strom und Toiletten. Sie arbeiten täglich 15 Stunden für 25 Euro am Tag. Viele Migranten werden von der 'Ndrangheta, dem kalabresischen Arm der Mafia, für kriminelle Aktionen eingesetzt. Nur die Hälfte der Migranten hat eine Aufenthaltsgenehmigung.

Protestkundgebung in Rom

Vertreter des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) zeigten sich über die Unruhen besorgt und warnten vor weiteren Übergriffen gegen Flüchtlinge und Asylsuchende. Nach Angaben der Gewerkschaft CGIL leben rund 50.000 Migranten in Italien unter ähnlich schlechten Bedingungen wie in Rosarno. Der italienische Präsident Giorgio Napolitano erklärte, die Gewalt müsse ohne Verzögerung beendet werden. Am Samstagnachmittag ist vor dem Inneministerium in Rom eine Protestkundgebung von Migranten und Anti-Rassismus-Organisationen geplant. (APA)