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Die Schulden der Japan Airlines (JAL) belaufen sich mittlerweile auf umgerechnet 10,8 Milliarden Euro.

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Tokio - Asiens größte Fluglinie, die Japan Airlines (JAL), steuert in den Konkurs. Vertreter der japanischen Regierung hätten entschieden, ein vorher abgestimmtes Konkursverfahren für die marode Fluglinie zu unterstützen, berichteten Medien am Wochenende. Demnach will das Kabinett am Dienstag die Firmensanierungsgesellschaft Etic offiziell mit dem Fall beauftragen.

Am 19. Jänner könnte JAL Konkurs anmelden. Mit dem Schritt versuchen die regierenden Demokraten eine Radikalsanierung des langjährigen Sorgenfalls, dessen Schuldenlast zuletzt 1440 Mrd. Yen (10,8 Mrd. Euro) ausmachte - und riskieren damit einen Absturz im laufenden Flugverkehr. Denn JAL kann sich derzeit nur dank staatlicher Notkredite in der Luft halten. Die Gläubigerbanken sperrten sich lange gegen eine Insolvenz, sie befürchteten, ihr Geld nicht mehr wiederzusehen.

Nach durchgesickerten Meldungen sieht der Etic-Sanierungsplan vor, dass die Gläubigerbanken auf 350 Mrd. Yen an Forderungen und JAL-Angestellte und -Rentner auf große Teile ihrer Betriebsrenten verzichten. Gleichzeitig wird Etic 300 Mrd. Yen einschießen.

Zahlreiche Verbindungen fallen weg

Außerdem sollen zusätzlich zu den bereits beschlossenen 21 weitere 26 nationale und internationale Flugverbindungen und binnen drei Jahren 13.000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Für die Sanierung werden im laufenden Bilanzjahr (31. März) voraussichtliche Kosten von 1130 Mrd. Yen verbucht.

Wie stark die Anteilseigner zur Kassa gebeten werden, scheint hingegen noch nicht festzustehen. Die Etic soll ein Delisting von der Börse und eine 100-prozentige Kapitalreduzierung bevorzugen. JAL-Management und Gläubiger sträuben sich allerdings noch. Offen ist auch das Tauziehen mit den US-Fluglinien Delta und American Airlines um eine Kapitalbeteiligung. Um das Budget zu schonen, strebt Etic offenbar zunächst eine Sanierung ohne ausländisches Kapital an. Für den laufenden Betrieb könnte JAL von der japanischen Entwicklungsbank Überbrückungskredite in Höhe von 600 Mrd. Yen erhalten.

Vertrauen sollen vor allem neue Köpfe bringen. Als ein Kandidat gilt Kazuo Inamori, der 77-jährige Gründer und Ehrenvorsitzende des Elektronikriesen Kyocera. (Martin Kölling aus Tokio, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.01.2010)

Bis zu 15.600 Jobs gefährdet

Laut Agenturmeldungen von Montagfrüh könnten bei JAL sogar bis zu 15.600 Stellen wegfallen. Dies würde bedeuten, dass bis 2013 jeder dritte Arbeitsplatz gestrichen wird.  (APA)