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Ivo Josipovic, neuer Präsident Kroatiens.

Foto: Reuters

Zagreb - Die Präsidentenwahl in Kroatien ist entschieden: Favorit Ivo Josipovic siegte in der Stichwahl am Sonntag überraschend klar mit 60,3 Prozent der Stimmen. Sein Widersacher, der Zagreber Bürgermeister Milan Bandic, erhielt 39,7 Prozent, wie die Wahlbehörde in Zagreb in der Nacht auf Montag mitteilte. Josipovic trat als Kandidat der oppositionellen Sozialdemokraten (SDP) an. In einer ersten Reaktion sprach Josipovic von einem "Feiertag der Demokratie". Umfragen vor der Wahl hatten Josipovic maximal rund 55 Prozent vorausgesagt.

Die Auszählung der Stimmen der rund 400.000 wahlberechtigten Auslandskroaten ließ am Abend noch eine Resultatsverbesserung für Bandic erwarten. Die Auslandskroaten wählen traditionell konservativ und rechts - Bandic hatte sich im Wahlkampf vor allem an sie gerichtet und beim ersten Wahldurchgang auch bei ihnen gepunktet. Am Sieg des 52-jährigen Josipovic gab es angesichts seines Vorsprungs aber keinen Zweifel. Der Wahlkampfleiter von Bandic, Dusko Ljustina, gab sich daher keinen Illusionen mehr hin. "Ich hätte zweifellos ein umgekehrtes Ergebnis bevorzugt", sagte er laut Nachrichtenagentur Hina, 35 Prozent (oder etwas mehr) seien für Bandic dennoch ein "glänzendes Resultat und ein Erfolg".

Mesic: "Sieg der Demokratie"

Präsident Stjepan Mesic hat die Tatsache, dass de Josipovic sein Nachfolger wird, begrüßt. Der Erfolg des SDP-Kandidaten sei ein "Sieg der Demokratie" und eine Entscheidung für ein "pro-europäisches Kroatien und für europäische Werte" gewesen, sagte Mesic nach Angaben der Nachrichtenagentur Hina.

Er sei überzeugt, dass Josipovic zum Wohle aller Bürger, zum Wohle des Landes und Europas agieren werde, so der Präsident. "Es wartet eine Menge Arbeit auf ihn, weil er die Beziehungen zu den Nachbarländern stärken muss und Gespräche mit der Regierung über alle notwendigen Reformenführen muss."

Als "Sieg der Seriosität über den Populismus" bezeichnet der Kroatien-Berichterstatter des Europäischen Parlaments, Hannes Swoboda, den Erfolg von Josipovic. "Es ist positiv zu bewerten, dass der kroatische Weg nach Europa nun von einem sozialdemokratischen Präsidenten mitgestaltet wird", so der SPE-Politiker. Er wies auch darauf hin, dass es in Kroatien nun darum gehen müsse, dass der Kampf gegen Korruption von oberster Stelle Unterstützung erfährt.

Erfreut zeigte sich auch SP-Europasprecherin Christine Muttonen. "Josipovic ist ein klares Signal Kroatiens, dass es seinen Weg nach Europa fortsetzt. Die angekündigten Schwerpunkte der Präsidentschaft - mehr Transparenz, Kampf gegen Korruption und Vetternwirtschaft - sind für das Land selbst und für seinen Beitritt zur Europäischen Union von großer Bedeutung. Ich wünsche Ivo Josipovic viel Kraft und Engagement für seine große Aufgabe", so Muttonen.

Farblos, seriös und EU-kompatibel

Mit dem Zuschlag für den Rechtsexperten und Komponisten entschieden sich die Kroaten für die in der öffentlichen Wahrnehmung farblosere, dafür aber seriösere und EU-kompatiblere Variante. Dem SDP-Kandidaten wird offenbar zugetraut, als weltgewandter Botschafter seinen Landes den Beitritt zur europäischen Union voranzutreiben.

Bandic war bis zu seinem eigenmächtigen Antreten bei den Präsidentenwahlen ebenfalls SDP-Mitglied gewesen, im Gegensatz zu Josipovic scheute er aber nicht davor zurück, auch im nationalistischen und rechten Politspektrum auf Wählerfang zu gehen. Auch wurden ihm manche unaufgeklärte Korruptionsaffären nachgesagt.

Josipovic, Professor für Völkerrecht und seit 2003 Abgeordneter, kann hingegen auf einen tadellosen Ruf verweisen. Er legte vor der Wahl auch seine Besitzverhältnisse offen. Die Korruption in Kroatien zu bekämpfen, ist auch eines seiner großen Vorhaben für das Präsidentenamt. Er wurde neben der SDP vor allem von den Parteien links der Mitte, der urbanen Bevölkerung sowie von Amtsinhaber Mesic unterstützt.

Josipovic wollte sich erst nach Veröffentlichung der offiziellen Resultate umfassend äußern, dankte in einer kurzen Rede aber seinem Wahlkampfteam und den Helfern in der Partei. Er sprach auch von einem "Feiertag der Demokratie". Zudem wandte er sich über "Facebook" an seine Anhänger: "Freunde, danke euch allen" schrieb er auf der Social-Network-Seite.

Diese waren weniger zurückhaltend, sie ließen die Sektkorken knallen. Einige kamen ganz in Rot gekleidet - den Farben der Sozialdemokratie. "Wir haben mit einem Sieg gerechnet, aber dass der Unterschied so groß ausfallen würde...", freute sich eine SDP-Sympathisantin gegenüber dem Internetportal "Index.hr", das seinerseits titelte: "Überzeugender Sieg der Vernunft - Es lebe Kroatien".

"Linke mit größerer Reife"

Andrija Hebrang, in der ersten Runde ausgeschiedener Kandidat der Regierungspartei HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft), gratulierte Josipovic, jedoch mit einem Nachsatz: "Er muss sich ideologisch korrigieren", sagte er zur Tageszeitung "Novi List" (Online-Ausgabe). "Er hat in seiner Kampagne zu oft über ein rotes Kroatien gesprochen". Dennoch war Hebrang zuversichtlich, "dass er ein guter Staatspräsident sein wird". Die Linke habe gewonnen, "weil sie eine größere Reife als die Rechte gezeigt hat".

Miroslav Tudjman, unabhängiger Präsidentschaftskandidat in der ersten Runde und Sohn des ersten Präsidenten Franjo Tudjman, sagte zu "Novi List", dass Josipovics Politik "im Rahmen jener Politik war, wie sie in den vergangenen zehn Jahren geführt wurde". Er sei gespannt, wen Josipovic in seinen Mitarbeiterstab aufnehme. "Denn es ist offensichtlich, dass Kroatien weder in Europa noch in Amerika strategische Partner hat", meinte Tudjman, der für eine Änderung der Außenpolitik Kroatiens plädiert.

Als "gut" bezeichnete Vesna Pusic (Kroatische Volkspartei/HNS), den Wahlausgang. Pusic war ebenfalls in der ersten Runde der Wahlen ausgeschieden. "Josipovic kommt zu einem ausgesprochen interessanten Zeitpunkt, sowohl innenpolitisch als auch außenpolitisch betrachtet," sagte sie zu Index.hr.

Der SDP stehen jedoch trotz des Wahlsiegs eher unruhige Zeiten ins Haus. Da Josipovic gewonnen habe, werde Bandic voraussichtlich auf den Bürgermeistersessel in Zagreb zurückkehren, analysierte der Politologe Viseslav Raos vom Zentrum für politische Untersuchungen (CPI) in Zagreb die Sachlage gegenüber der APA. Da Bandic vor seiner Kandidatur führendes Mitglied der Sozialdemokratie gewesen war, könnte das in der Zagreber SDP zu Problemen führen. Auch eine innerparteiliche Abspaltung sei denkbar, wie Raos meint: "Die Frage wird sein, wer zu Bandic hält und wer loyal zur SDP bleibt." 

Sloweniens Präsident gratulierte Josipovic

 

Sloweniens Staatspräsident Danilo Türk hat Josipovic zu dessen Wahlsieg am Sonntag gratuliert. "Ich bin überzeugt, dass Kroatien während Ihrer Amtszeit die gesetzten Ziele erreichen wird", schrieb Türk in einem Glückwunschschreiben. Er zeigte sich überzeugt, dass die beiden Nachbarländer weiterhin in Sinne der Freundschaft und gegenseitigen Vertrauens miteinander kooperieren werden.

"Wir hoffen, dass wir auf dieselbe Weise wie mit Präsident Stipje Mesic auch mit dem künftigen Präsidenten Josipovic sprechen werden", sagte der Sprecher des slowenischen Außenministeriums, Milan Balazic, gegenüber der slowenischen Nachrichtenagentur STA. (red/APA)