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Die Venezolaner hatten dem verordneten Preisschub zuvorkommen wollen und wie wild Waschmaschinen, Computer, Elektronik und andere Importwaren gekauft, ehe diese sich verteuerten.

Foto: AP/Fernando Llano

Die von Staatschef Hugo Chávez am Wochenende überfallsartig angekündigte deutliche Abwertung des Bolivar hat einen Sturm auf Kühlschränke und Elektronikgeräte ausgelöst. Venezolaner wollten dem Preisanstieg zuvorkommen.

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Caracas - Obwohl tausende Venezolaner ein Baseball-Spiel verfolgten, verbreitete sich die Nachricht von Präsident Hugo Chávez Samstagnacht wie ein Lauffeuer in Venezuela: Die drastische Abwertung der Landeswährung Bolivar macht bestimmte Importe empfindlich teurer, und daher haben Menschen in Venezuela die Geschäfte regelrecht gestürmt, um einem starken Preisanstieg zuvorzukommen. Sie versuchten vor allem Fernseher, Computer, Kühlschränke und andere Importwaren zu ergattern.

In den Geschäften bildeten sich lange Schlangen. "Wir haben beschlossen, dass heute der Tag für den Kauf eines Fernsehers ist, bevor die Preise explodieren" , sagte eine Kundin. Sie habe sich in mehreren Geschäften umgesehen und überall habe es Menschentrauben gegeben. Elektrogeräte seien rasend schnell verkauft worden.

Der Hintergrund: Um die galoppierende Inflation einzufangen, hat Chávez ein System zweier fester Wechselkurse gegenüber dem Dollar bekanntgegeben. Venezuela hatte im vergangenen Jahr mit 25 Prozent bereits die höchste Inflationsrate in ganz Amerika. Die Regierung räumte ein, dass die Währungsabwertung zu weiteren Preissteigerungen führen werde.

Der offizielle (und ungünstigere) Kurs zur US-Währung wurde von 2,15 Bolivar je Dollar auf 4,6 Bolivar je Dollar geändert. Er soll für Importe gelten, die als nicht so wichtig erachtet werden, untere anderem auch für Chemikalien und petrochemische Produkte.

Lediglich für Importgüter des Grundbedarfs wie Lebensmittel, Medikamente, Bücher, Industriemaschinen und Bestellungen der Behörden (sowie Geldsendungen) aus dem Ausland wurde ein Kurs von 2,6 Bolivar je Dollar festgelegt.

Die Opposition geißelte die von der Wirtschaft befürwortete Maßnahme im elften Jahr von Chávez' Herrschaft als "Desaster. Venezolaner würden nicht mehr konsumieren, sondern müssten für viele Produkte das Doppelte zahlen. Die Inflation würde weiter steigen. Steigen dürften durch die Abwertung vor allem die Einnahmen aus Ölexporten. Sie erbringen die Hälfte der Haushaltseinnahmen. (dpa, AFP, Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.01.2010)