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Langlaufen in Berlin war ein Stück Winteridylle.

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In Indien erfroren 240 Menschen.

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Tief "Daisy" hatte nichts Blümchenhaftes an sich. Während das Winterchaos Österreich ausließ, brachen in Teilen Europas Verkehr und Energieversorgung zusammen. In Indien erfroren 240 Menschen - und sogar auf Key West in Florida schneite es. 

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London/Paris/Wien - Auch wenn manche Medien taten, als schöben sich Gletscherzungen über den Wiener Stephansdom, bewies die österreichische Winterwetterrealität am Wochenende, dass zumindest hierzulande angekündigte Katastrophen nur selten eintreten.

Wie viel Glück Österreich mit den Auswirkungen von "Daisy" - so der Name des wetterbestimmenden Tiefs - hatte, zeigt der Blick über die Grenzen: In weiten Teilen Westeuropas sorgten Schnee und Kälte für Tote und für chaotische Zustände im Verkehr und bei der Heizmittelversorgung. Auch in den USA und Mexiko sowie Indien und China gab es bei rekordverdächtig tiefen Temperaturen hunderte Tote, während Südosteuropa teilweise bis zu 20 Grad plus verzeichnete.

In Westeuropa waren vor allem Frankreich, Großbritannien und Deutschland betroffen. In Großbritannien stieg die Zahl der Wintertoten seit Weihnachten auf mindestens 25. Für die britischen Inseln sagten Meteorologen für die kommenden Tage eine Fortsetzung der härtesten Kälteperiode seit 30 Jahren voraus. Die Temperaturen blieben in einigen ländlichen Gebieten auch tagsüber unter minus zehn Grad. Flüge auf dem Flughafen London Heathrow mussten gestrichen werden.

In Frankreich gab der Wetterdienst angesichts der Schneefälle und vereister Straßen in 29 Départements des Landes eine ernste Wetterwarnung aus. Die Flughäfen in Toulouse, Lourdes, Brest und Lorient wurden geschlossen, im eingeschneiten Airport von Lyon mussten 800 Menschen auf Feldbetten übernachten.

In Deutschland steckten hundert Menschen stundenlang im Schneechaos auf der A20 in Mecklenburg-Vorpommern fest. Einsatzfahrzeuge blieben in meterhohen Schneeverwehungen hängen, ein Personenzug fuhr sich fest - zahlreiche Bahnverbindungen wurden eingestellt.

Auch im Osten Tschechiens kam mit dem Schnee der Verkehr zum Erliegen. Im russischen Nordkaukasus tötete eine Lawine fünf Bergsteiger - und in Polen führte starker Schneefall zu Staus und Sperren. In den Niederlanden waren zeitweise bis zu 100.000 Haushalte ohne Strom, weil Leitungen der Schneelast nicht standhielten, im polnischen Schlesien widerfuhr das gleiche Schicksal rund 80.000 Wohnungen - vergleichsweise harmlos klingen da die französischen Zahlen: 15.000 Haushalte.

Schnee auf Mallorca 

In den Bergen im Südwesten Mallorcas schneite es. Galicien im Nordwesten Spaniens erlebte am Wochenende die schwersten Schneefälle seit 25 Jahren - und der Vesuv in Italien wurde zum Schneeberg. Flüsse wie der Tiber führten Hochwasser. Überschwemmungen gab es auch in Albanien und Teilen Kroatiens.

Viel zu warm für die Jahreszeit ist es hingegen in Albanien, Griechenland und Bulgarien. Dort herrschen derzeit Temperaturen von bis zu 20 Grad - Plusgrade wohlgemerkt.

Eine Kältewelle erleben hingegen weite Teile Asiens: In Indien erfroren 240 Menschen im Norden und Osten des Landes. Schneestürme machten hunderte Chinesen obdachlos.

Wetterkapriolen gibt es auch in den USA: In Florida zittern die Menschen infolge einer Jahrhundertkälte. Auf Key West schneite es in dichten Flocken. Laut CNN starben seit Beginn des Kälteeinbruchs vor einer Woche mindestens neun Menschen. Auch in Mexiko sind durch die Kälte neun Menschen ums Leben gekommen. Neben Unterkühlung sind dort sehr oft Kohlenmonoxidvergiftungen durch defekte Heizgeräte die Todesursache. (APA, red, DER STANDARD - Printausgabe, 11. Jänner 2010)