Bregenz - Menschen mit besonderen Bedürfnissen auch besondere Möglichkeiten zu bieten ist gar nicht so einfach. Das musste die Designerin Erika Lutz erkennen. Zwei Jahre lang baute sie gemeinsam mit dem Institut für Sozialdienste (IfS) das Projekt "ARTquer" für künstlerisch begabte junge Menschen auf. Sie öffnete ihre Atelierwerkstatt in einem historischen Gebäude außerhalb von Feldkirch für junge Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Finanziert wurde das Projekt - bis jetzt - über das Qualifizierungsprogramm Spagat aus Geldern der Behindertenhilfe.

Die künstlerischen Objekte aus dem ARTquer-Atelier kommen gut an. Die jungen Kunsthandwerker waren bereits zweimal auf der Designmesse Artdesign vertreten, für diesen Frühling haben sie Einladungen zu zwei Gruppenausstellungen. Georg Fitz, Künstlername "Wolf", wird dieses Jahr in Deutschland seine erste Einzelausstellung gestalten.

Eigentlich wollte Erika Lutz das Projekt 2010 erweitern, Platz für acht bis zehn kreative Jugendliche bieten. Die optimistischen Pläne drohen nun an der Bürokratie zu scheitern. "Ausgerechnet während der Weihnachtsferien kam der Anruf aus dem IfS, dass es vom Land kein Geld mehr geben wird", erzählt Erika Lutz enttäuscht.

Nicht "ganz gestorben" 

Eigentlich müsse sie den drei Burschen, die zweimal die Woche in die Werkstatt kommen, nun das Ende der Zusammenarbeit mitteilen. "Aber ich kann ihnen doch nicht von einem Tag auf den anderen sagen, dass sie nicht mehr kommen dürfen", schildert Erika Lutz das Dilemma. "Ganz gestorben" sei ARTquer noch nicht, sagt Birgit Werle, Leiterin des IfS-Programms Spagat: "Mir liegt das Projekt sehr am Herzen, weil die Jugendlichen so gerne hingehen. Deshalb suche man nach anderen Möglichkeiten der Finanzierung, "vielleicht kann man einen Verein gründen". Das Land streiche die Förderung nicht aus Spargründen, sagt Werle, sondern weil ARTquer nicht in den Katalog des Landes passe.

Erst Antrag, dann prüfen 

Das einzigartige Projekt entspreche weder den Kriterien von Qualifizierungsmaßnahmen noch von Behinderteneinrichtungen. Eine Einrichtung könnte die Atelierwerkstatt aber werden, sagt der zuständige Landesbeamte Hermann Böckle: "Da muss die Frau Lutz halt einen Antrag stellen, den prüfen wir dann." An den hohen Auflagen müsse das Projekt nicht scheitern, versichert Böckle im Gespräch mit dem Standard: "Wir haben immer noch Wege gefunden." (Jutta Berger, DER STANDARD - Printausgabe, 11. Jänner 2010)