Ljubljana/Rom - Die slowenischen Tageszeitungen gehen in ihren Kommentaren zum Sieger der kroatischen Präsidenten-Stichwahl davon aus, dass der neue Staatspräsident Ivo Josipovic Kroatien einen europäischen und transparenteren Regierungsstil bringen wird.

  • "Delo" (Ljubljana/Laibach):

"Die kroatischen Wähler haben, trotz der Drittel-Unterstützung für (Milan) Bandic, Reife demonstriert und darauf verzichtet, was das Land seit zwei Jahrzehnten in die Dunkelheit treibt: Regieren in Wildwest-Manier, Korruption, Zerstörung des Staates und damit die absolute Zersetzung von Werten. All das kann sich mit Josipovic' Sieg verändern, insbesondere deshalb, weil er mit Jadranka Kosor, die ein halbes Jahr auf die in den vergangenen zwei Jahrzehnten für ihre Partei üblichen zwielichtigen Formen des Regierens verzichtete, mitregieren wird. Durch den Abschied von Stjepan Mesic werden die Kroaten nicht viel verlieren, denn sein Nachfolger verspricht einen anderen Regierungsstil. Jener von Mesic war, trotzt seines unschätzbaren Beitrags zur Europäisierung und Demokratisierung des Landes, nicht der beste; zu viele Züge waren am Rande des Akzeptablen. Kroatien hat mit der Sonntagswahl einen weiteren symbolischen Schritt weg von einem Balkan gemacht, der noch immer Synonym für Zwielicht ist. Dieses wurde in den vergangenen Tagen von Bandic verkörpert."

  • "Dnevnik" (Ljubljana/Laibach):

"Diese Präsidentschaftswahl hat gezeigt, dass die größte Regierungspartei HDZ keinen irgendwie angesehenen Namen, außer der Regierungschefin Jadranka Kosor, hat, der mehr als zehn Prozent der Kroaten überzeugen konnte. Die Wähler hatten erstmals eine Wahl zwischen der intellektuellen Gemessenheit und Zurückhaltung des linken Kandidaten Ivo Josipovic und dem populistischen, zeitweise primitiven Politikaster in der Person des Zagreber Bürgermeisters Milan Bandic. (...) Josipovic ist bestimmt kein Populist wie (Amtsinhaber Stjepan) Mesic, der samstags in Zagreb mit Bürgern plauderte und Kaffee trank oder lustige und gefällige Sprüche über ernsthafte Probleme machte, mit denen er die heimischen und Nachbarpolitiker aufregte und später erklären müsste, dass seine Aussagen figurativ zu verstehen sind. Aber auch Bandic hat nicht die Reichweite von Mesic, daher konnte er nicht mal jene Wähler auf seine Seite ziehen, die vom aktuellen Präsidenten begeistert waren. Außerhalb des Kreises seiner Anhänger konnte er nur noch einige von Sanaders Gläubigen und Menschen, die in jeder roten Farbe 'das Ungeheuer des Kommunismus' sehen, anziehen. Das reicht aber auch in Kroatien nicht für einen Sieg."

  • "Vecer" (Maribor/Marburg):

"Ex-Premier Ivo Sanader hatte mit seinem eintägigen 'politischen Selbstmord aus dem Hinterhalt' Josipovic' Gegner, dem Zagreb Bürgermeister Milan Bandic, einen Bärendienst erwiesen. Die Wähler haben begriffen, wenn auch unbewusst, dass ihnen Bandic einen ähnlichen politischen Stil wie Sanader, der seine Inspiration im ersten kroatischen Staatspräsidenten Franjo Tudjman fand, anbietet. Der Unterschied zwischen Bandic und Josipovic bzw. zwischen jemandem der die Sachen informell, auf die Art und Weise von Tudjman regelt und jemand, der es auf europäische Weise mit Beachtung der Rechtsstaatlichkeit tut, zeigt sich am besten beim Grenzabkommen zwischen Kroatien und Slowenien. Bandic unterstützt das Schiedsverfahren, würde aber das Ergebnis nicht akzeptieren, wenn Kroatien damit einen Teil seines Gebietes verlieren würde. Josipovic, der im Parlament gegen das Schiedsabkommen stimmte, wird als Präsident jeden Schiedsspruch akzeptieren."

  • "Corriere della Sera" (Mailand):

 

"Es hat das Gesicht gewonnen, das sich am besten exportieren lässt, der gesittete Mann der Bildung. Der Sozialdemokrat Ivo Josipovic ist der neue kroatische Präsident, der im Jahr 2012 den Beitritt seines Landes zur EU unterschreiben könnte. Es sei bei dem Urnengang darum gegangen, zwischen einem zivilisierten Staat, der die europäischen Gesetze achtet, und einem chaotischen Land zu wählen, das von Freunderlwirtschaft beherrscht wird. Das meinte mit Davor Butkovic einer der wichtigsten politischen Kommentatoren des Landes. Klar war die Präferenz der kulturellen Eliten, man brauchte nur die Biografien der Kandidaten zu lesen: Ivo Josipovic ist Professor für internationales Recht mit 'unbeflecktem' Lebenslauf und ein Komponist, der gerne eine Oper über die Beatles schreiben würde." (APA)