Die US-Demokraten werden dieser Tage von einer Rassismus-Debatte eingeholt. Nicht nur der Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, sondern auch der neben Präsident Barack Obama wohl prominenteste Demokrat, Ex-Präsident Bill Clinton, spielen dabei wenig rühmliche Rollen. Während sich Reid nun erwartungsgemäß Schelte von Rechts und Links abholt, wird Clintons viel offensichtlicher mit Chauvinismus kokettierender Spruch in dem jüngst erschienenen Buch "Game Change" über den Obama-Wahlkampf 2008 enthüllt. Schauplatz der Kontroverse: Blogs.
"Reids Aussage war nicht politisch unkorrekt. Sie war einfach nur dumm", lässt Washington Post-Kolumnist Colbert King kein gutes Haar an dem 70-jährigen Senator aus Nevada, dem als Mehrheitsführer der US-Demokraten im Washingtoner Senat eine Schlüsselposition in Obamas Amtszeit zukommt. Dabei dürfte Reid sein Fehler anfangs gar nicht aufgefallen sein. Obama schien ihm der ideale Präsident zu sein und die Zeit reif für einen schwarzen Präsidenten, der "nicht diesen Negro-Dialekt spricht, außer wenn er es will". BBC-Korrespondent Mark Mandell hält Reids Ausspruch keineswegs für rassistisch: "Er hat die Lügen des Landes beschrieben und nicht die Auffassungen unterstützt, die er hervorgehoben hat."
Kaffeeträger
Der frühere Präsident Bill Clinton hingegen soll, wenn man den Recherchen der Game Change-Autoren Mark Halperin und John Heilemann glaubt, während eines Gesprächs mit dem unlängst verstorbenen Demokraten-Doyen Edward Kennedy 2008 über Obama gelästert und gesagt haben, dass "dieser Typ uns vor ein paar Jahren noch Kaffee gebracht hätte". Wie die angesehene Washingtoner Zeitschrift Politico auf ihrer Website berichtet, habe Clinton im Vorwahlkampf der Demokraten Stimmung gegen Obama und für seine Ehefrau Hillary Clinton machen wollen. Das Büro des Ex-Präsidenten wollte zu den Vorwürfen keinen Kommentar abgeben. (flon/derStandard.at, 11.1.2010)