Wien - Bis heute ist Österreich erstes Opfer Nazideutschlands. Dieses Geschichtsbild vermittelt die österreichische Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz noch immer. Zwar wurde eine Erklärung zusätzlich angebracht, "retten" kann das die Ausstellung nicht.

Im rot-schwarzen Regierungsprogramm wurde die Neugestaltung festgeschrieben. Doch die wird dauern, denn die Vorarbeiten sind langwierig: Unter der Leitung des Historikers Wolfgang Neugebauer soll am 13. Jänner ein wissenschaftlicher Beirat ein historisches Grobkonzept begutachten. Hauptkomplex sind natürlich die Opfer, Neugebauer will aber auch die österreichischen Täter, die in Auschwitz dienten, erforschen. Zwei Jahre werde die inhaltliche Konzeption dauern.

Überwacht wird die Arbeit von einem "gesellschaftlichen Beirat", der morgen, Dienstag, konstituiert wird und Mitglieder aller Parlamentsparteien haben soll.

Wer von der FPÖ nominiert wird, konnte man im Büro des Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf noch nicht sagen. Dass er selbst infrage kommt, möchte man offenbar schon im Vorfeld ausschließen. Die Zusammensetzung sei "noch offen, wird sicher aber voraussichtlich an jener des Nationalfonds-Kuratoriums orientieren, jedoch ohne Vertreter des Präsidiums des Nationalrates", heißt es auf Standard-Anfrage im für die Koordination zuständigen Nationalfonds.

Die Ausstellung ist nicht das einzige Vorhaben im ehemaligen KZ Auschwitz, bei dem Österreich gefordert ist. Vor Monaten hat Polen um Finanzhilfe gebeten, da die Gedenkstätte Auschwitz zu verfallen droht. Eine internationale Stiftung solle helfen. Noch gibt es keine Entscheidung über eine Beteiligung Österreichs: "Wir prüfen gerade, wie es die anderen Länder handhaben und wollen im EU-Einklang eine Lösung finden", heißt es im Büro von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) dazu.

Bei den Grünen ist man empört. "Wir sind Teil dieser Katastrophe gewesen", sagt Bildungssprecher Harald Walser. Österreich müsse Vorbild sein.  (Peter Mayr/DER STANDARD, Printausgabe, 9./10. 1. 2010)