Jerusalem - Einer der führenden Vertreter der jüdischen Siedlerbewegung im Westjordanland hat aus Protest gegen Extremisten in den eigenen Reihen seinen Rücktritt angekündigt. In einem der Nachrichtenagentur AFP vorliegenden Rücktrittsschreiben vom Montag prangerte Pinhas Wallerstein, Vize-Vorsitzender des Siedlungsrats von Yesha, das "Schweigen" seiner Kollegen angesichts extremistischer Angriffe gegen Führer der Siedlungsbewegung an.

Er kritisierte außerdem die Passivität der Führung gegenüber Repressalien jüdischer Siedler gegen Palästinenser. "Dieses Schweigen wird sich gegen uns richten", schrieb Wallerstein.

Die Übergriffe gegen Palästinenser hatten zugenommen, nachdem Ministerpräsident Benjamin Netanyahu Ende November 2009 auf Druck der USA einen auf zehn Monate befristeten Baustopp für Siedlungen im Westjordanland angeordnet hatte. Die Behörden erteilten seither Abrissbefehle und zogen damit den Zorn der Siedler auf sich. Mehrfach kam es auch zu Zusammenstößen zwischen Siedlern und Sicherheitskräften. In diesem Zusammenhang warf Wallerstein der Yesha-Leitung vor, das Verhalten von Soldaten nicht konsequent genug kritisiert zu haben, die sich Anordnungen zur Räumung von Siedlungen widersetzten.

Protest-Sit-in vorerst beendet

Der Yesha-Siedlerrat setzte unterdessen das von ihm organisierte Protest-Sit-in vor Netanyahus Residenz in Jerusalem nach zehn Tagen aus. Zur Begründung verwies er darauf, dass die Regierung zugesichert habe, nach Ablauf der zehn Monate den "Siedlungsbau wieder aufzunehmen".

Die Siedlungsfrage ist einer der zentralen Streitpunkte in der Nahost-Politik. Netanyahu verweigert sich beharrlich Forderungen der UNO nach einem vollständigen Stopp des Siedlungsbaus im Westjordanland. Die Palästinenser halten das Moratorium für unzureichend und fordern ein Ende der israelischen Siedlungspolitik. Im israelisch besetzten Westjordanland leben etwa 300.000 jüdische Siedler, dazu kommen 200.000 Israelis im 1967 von Israel annektierten arabischen Ostteil Jerusalems. (APA)