Wien - In Österreich steht wieder eine Totalverstaatlichung im Bankwesen an, diesmal die der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Der Bund will eine lang gehegte Absicht umsetzen, die übrigen Aktionäre aus der Notenbank herauszukaufen. Und zwar relativ rasch. Kritikern ging es zuletzt immer um die Banken im Aktionärskreis. Also um die "beaufsichtigten Institute".

Vorwürfe

In Finanzkreisen wird vermutet, dass der Skandal um die (im Dezember notverstaatlichte) Hypo Group Alpe Adria den Gang der Dinge beschleunigt hat. Die Notenbank war wegen Gutachten in Sachen Hypo-Zustand unter schweren Beschuss geraten, musste den Vorwurf von "wohlwollenden" Prüfungen der Hypo abwehren.

Die noch an der OeNB beteiligten Banken mussten sich Vorhaltungen gefallen lassen, als zu kontrollierende Institute Eigentümer des Kontrolleurs zu sein. "Wir hatten einen Lombardklub in Österreich, aber keine Absprachen", formulierte es ein Insider. "Und wir haben Eigentümer des Kontrolleurs, die aber keinen Einfluss nehmen. Das versteht niemand, vor allem im Ausland nicht." Bei den juristischen und politischen Aufarbeitungen des Hypo-Alpe-Adria-Skandals werde wohl immer auch die Rolle der Nationalbank thematisiert werden, wird befürchtet.

Die im OeNB-Aktionärskreis verbliebenen Banken und Versicherungen hätten heute "keine guten Argumente mehr" für einen Verbleib im Aktionärskreis. Der Bund selbst könne mit seinen jetzt 70 Prozent ohnedies schon alles bestimmen in den Notenbank-Gremien, also bringe eine Aufstockung auf 100 Prozent wohl nur in der Außenwirkung einen "exorbitanten" Vorteil, meint man in Finanzkreisen. (APA)