Optisch höchst aufwändig präsentiert das deutsch-französische Wissensmagazin "Karambolage" Eigenheiten von Deutschen und Franzosen. Die 200. Ausgabe läuft am Sonntag, 31. Jänner, auf Arte.

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Worin besteht der Unterschied zwischen deutschem und französischem Nutella? Er ist erheblich, weiß Karambolage-Erfinderin Claire Doutriaux. Die deutsche - vermutlich auch die österreichische - Ausgabe der Schokopaste ist zäher, die französische cremiger, fast flüssig. Aber wieso? „Ein Rätsel, das seit langem viele in der Redaktion beschäftigte", erklärt Doutriaux, und sei so ein Fall für das deutsch-französische Arte-Magazin (sonntags, 20 Uhr). 

Derlei rätselhafter Alltagsphänomene nimmt sich Sendungsmacherin Doutriaux Ende Jänner bereits zum 200. Mal an und schafft damit seit sieben Jahren, von hinreißender Grafik begleitet, virtuoses Wissensfernsehen. Die Französin lebte jahrelang in Deutschland, erst nach ihrer Rückkehr fiel ihr das schlechte Image der Deutschen im Land auf: "Ich wollte den Franzosen Eigenheiten über Deutsche vorsetzen und umgekehrt." Um Stereotypen zu entgehen, konzentriert sie sich auf kleinste Details. Zur Erklärung kommen Worte, Gegenstande, Riten und Bräuche, die Eigenheiten eines Landes beschreiben. Schrebergarten, Schorle, Adventkalender, Fernfahrerrestaurants, französisches Schlafzimmer.

Bestechende Optik

Doutriaux zerlegt sie systematisch in ihren Rubriken: "Ich gehe nie von Verhaltensweisen aus", erklärt Doutriaux im Gespräch mit dem STANDARD: "Das Konkrete ist meine Leitplanke, um keinen Blödsinn zu sagen." Dazu kommt die bestechende Optik, die Karambolage zu einem der kreativsten Magazine im Fernsehen macht. Die Entstehung folgt einem aufwändigen Verfahren: Rund 50 Grafiker arbeiten regelmäßig für Karambolage. Die Lieferung erfolgt stückweise, wöchentlich jeweils 20 Sekunden eines Beitrags. Die nimmt Doutriaux unter die Lupe, regt Verbesserungen an und gibt den Beitrag dann frei. Ein dreiminütiger Beitrag dauert mit diesem Verfahren zwei bis drei Monate. „Wir achten sehr genau auf die Ikonografie", erklärt Doutriaux. Deshalb müssen sogar die Grafiker Deutsche und Franzosen sein, weil so Kulturunterschiede und -gemeinsamkeiten besser festgemacht werden können.

Österreichische Spezialitäten baut Doutriaux dann und wann ein, zuletzt etwa Kürbiskernöl. Eine Ausweitung auf andere Länder lehnt sie wegen ihr unüberwindbar scheinender Sprachbarrieren ab. Bleibt noch die Nutella-Lösung: Fürs französische Baguette eignet sich die dünnere Schokosauce, deutsches Roggenbrot verträgt festeren Aufstrich. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 12.1.2010)