Bild nicht mehr verfügbar.

"For those about to rock - we salute you." Aber bitte leise, AC/DC, nebenan brüten seltene Vögel. In Wels sind ab sofort Rock 'n' Roll und Naturschutz wieder vereinbar.

Foto: Reuters

Linz - Findet sich der Große Brachvogel (Numenius arquata) am heurigen Pfingstsamstag am Highway to hell wieder, droht ihm ein Thunderstruck, oder kann der scheue Schnepfenvogel in gewohnter Ruhe bodenbrüten? Nichts beschäftigte die Welser Stadtregierung in den letzten Wochen wohl mehr als diese Frage. Am 22. Mai stoppt nämlich der Rock-'n'-Roll-Train von AC/DC auf dem Welser Flugfeld, was Naturschützer auf die Palme brachte.

Packt Angus Young (im Bild rechts) an diesem Tag seine Schuluniform aus, so sei dies "ein Desaster für die Brutkolonien" . Bis zu "zehn Brachvogelpaare" und an die "100 Paare Feldlerchen" sowie weitere gefährdete Vogelarten seien "akut" von den Rock-Fans bedroht. Neben dem gefiederten Problem besonders brisant: Die Veranstalter hatten erst nach Beginn des Kartenvorverkaufs - 60.000 Tickets waren in kürzester Zeit verkauft - um eine entsprechende Genehmigung angesucht.

Doch seit gestern können Rocker und Tierschützer aufatmen. Nach einem mehrstündigen Treffen samt Lokalaugenschein auf der Brutstätte einigten sich Vertreter der Stadt, Konzertveranstalter und Naturschützer. Das Konzert der australischen Rocker wird definitiv stattfinden - wenn auch unter strengen Auflagen. Garantieren muss die Wiener LS Konzertagentur eine "schonende Flächeninanspruchnahme des Geländes im Sinne des Naturschutzes" . Konkret müssen 90 Prozent der vorhandenen Flächen unberührt bleiben.

Ökologische Beweisaufnahme

Darüber hinaus müssen Beschallungs- und Lichtachsen " auf Minimierung der Immissionen wie Lärm und Licht" ausgerichtet werden. Zusätzlich müssen sich die Konzertveranstalter nach Abzug der Hardrock-Fans zu einer "Rekultivierung der beanspruchten Wiesenflächen" verpflichten. Und damit in Flora und Fauna auch nicht geschummelt werden kann, plant man eine "ökologische Beweissicherung durch Sachverständige" - vor und nach dem Konzert.

Vonseiten der Konzert-Veranstalter kann man mit den beim Krisengipfel beschlossen Maßnahmen gut leben. "Es ist für uns selbstverständlich, dass wir diese Bedingungen erfüllen werden. Wir sind froh, dass das Konzert wie geplant stattfinden kann" , zeigt sich Anna Katzdobler von der LS Konzertagentur im Standard-Gespräch zufrieden. Dass man erst nach dem Verkauf der Karten um eine Genehmigung angesucht hätte, sei nicht ungewöhnlich. Katzdobler: "Das ist sogar üblich bei solchen Konzerten. Manche Teilgenehmigungen, etwa die Abnahme der Bühne, erhält man überhaupt erst wenige Tage vor dem eigentlichen Event."

Offen bleibt aber auf jeden Fall die Frage, warum die Stadt Wels erst jetzt einen Maßnahmenkatalog auf den Tisch legte. Denn bereits vor gut einem Jahr hat sich der Stadtsenat einstimmig für ein Großkonzert zum besagten Zeitpunkt am Welser Flugplatz ausgesprochen. Ein AC/DC-Fan dürfte übrigens auch der Welser Umweltstadtrat Bernhard Wieser (FP) sein. Dieser hatte gemeint, das Konzertareal "vorsorglich abzumähen" , dann würden die Vögel dort "erst gar nicht nisten". (Markus Rohrhofer/DER STANDARD-Printausgabe, 12.1.2010)