Christian Samhaber (re.) im kambodschanischen Rachea Village, mit dutzenden Kindern, die dort bisher provisorisch auf einer Plane sitzend unterrichtet wurden.

Foto: Childrenplanet

Die Austrian Development Agency unterstützt solche Projekte nur unter bestimmten Voraussetzungen

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Linz/Phnom Penh/Wien - Christian Samhaber nahm von seiner Reise durch Laos und Kambodscha im März 2009 nicht nur viele Eindrücke mit, sondern auch das Ziel, ein Versprechen einzulösen. Auf der Grenzüberquerung zwischen den beiden Ländern hatte der 30-Jährige "rein zufällig" den Kambodschaner Long Lypo kennengelernt. Dieser lud Samhaber und dessen Reisebegleiter zu sich ein, wo die beiden Oberösterreicher eine Woche lang blieben.

Der Mann schilderte ihnen seine Familiengeschichte, dass er unter der Herrschaft der Roten Khmer immer wieder nur knapp dem Tod entronnen sei und viele seiner Angehörigen verloren habe. Und er erzählte ihnen von seiner Idee, in seiner Region Stung Treng Schulen zu bauen. Samhaber und sein Freund versprachen, ihm dabei zu helfen.

Seither hat der Chemiker neben seinem 40-Stunden-Job den Verein Childrenplanet gegründet, Kontakte im In- und Ausland geknüpft, sich über Fundraising und Förderungen informiert, Geld gesammelt, Vorträge gehalten, Schulen, den Landesschulrat und die oberösterreichische Landesregierung zur Mithilfe gewonnen sowie unbezahlten Urlaub genommen, um erneut nach Kambodscha zu reisen - nach Rachea Village, wo für 250 Kinder bereits die erste Schule um rund 21.000 Euro entsteht. Ein Freund drehte über das Projekt den Film "Die vergessenen Kinder Kambodschas" , der unter anderem in österreichischen Schulen gezeigt wird.

Wenn Samhaber all das energiesprühend erzählt, strahlt er übers ganze Gesicht. Sein Antrieb sei "einfach der Mensch, die Kinder" , sagt er. "Armut ist für mich die schlimmste Menschenrechtsverletzung." Samhabers Projekt steht noch am Beginn. Der Bau der ersten Schule ist zwar gesichert, doch es fehlt noch Unterrichtsmaterial. Zudem sind fünf weitere Schulen geplant. Auch die Trinkwasser- und die Energieversorgung will Samhaber verbessern.

Zehn Projekte mit Förderung

Unzählige Österreicher haben im Ausland auf eigene Faust privaten Hilfsinitiativen gestartet. Sei es ein Schulprojekt in Ghana, Schneiderausbildungen für Frauen in Pakistan oder die Einrichtung eines Aidsberatungszentrums in Mosambik. Die Austrian Development Agency (ADA) unterstützt im Rahmen der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (EZA) jedes Jahr zehn solcher sogenannten Mikroprojekte mit jeweils 5000 Euro.

"Es ist gut, dass die Leute über den Tellerrand schauen, mit kritischem Blick hinausgehen und nicht nur die Sonnencreme sehen" , sagt Johanna Mang von ADA. "Wenn es kleine Initiativen sind, muss man aber beachten, ob diese von mehr als einer Einzelperson getragen werden." Denn einem alleine könne "rascher der Atem ausgehen" . ADA fördere daher nie Projekte von Einzelpersonen. Meist seien diese gut beraten, sich mit größeren Organisationen zusammenzutun.

Außerdem seien Partner vor Ort wichtig, die helfen können, sagt Mang. Immer wieder würde durch Helfer Hoffnung geweckt, aber es werde oft nicht den örtlichen Gegebenheiten entsprechend geplant, nur sehr kurzfristig gedacht oder nicht auf Augenhöhe mit den Menschen vor Ort kommuniziert. "Das Wissen, wie etwas geht, ist oft vor Ort vorhanden." Man sollte zum Beispiel nie Technologien etablieren, die mit denen vor Ort niemand umgehen kann. "Wenn dann etwas kaputt ist, kann das niemand reparieren."

Samhaber sagt, sein Team von sieben Leuten in Oberösterreich habe regelmäßig mit den 13 Kambodschanern Kontakt, die das Projekt vor Ort betreuen. Diese seien auch mit der kambodschanischen Regierung im Gespräch, um die Eingliederung der Schulen ins örtliche Schulsystem vorzubereiten. Bei der ADA um Hilfe angesucht hat Samhaber bisher nicht. Dazu sei er noch nicht gekommen.

Dass ihm der Atem ausgehen könne, diese Idee hätten schon viele gehabt. "Aber" , entgegnet Samhaber voll Überzeugung, "ich bin ein Mensch, der, wenn er etwas anfängt, es auch zu Ende führt." (Gudrun Springer/
DER STANDARD-Printausgabe, 12.1.2010)