Jetzt ist die Stunde null im Jahr 1 anno Dominic auch vorbei, und der Erdball hat seine Umdrehungen nicht eingestellt. Am Wochenende erreichte der breit inszenierte Hype um den Fünfundvierzigjährigen, der sich zur höheren Quotenehre des ORF mit dem Flair eines eben der Pubertät entschlüpften Lausbuben ein Chili-scharfes Image verpassen will, noch einmal einen letzten Höhepunkt.

Wenn dieses Investment dem Generaldirektor der Anstalt nur mehr einbringt als jenes der Jagdgesellschafter bei der Hypo Alpe Adria! Schließlich soll Heinzls Männchen nicht auf einem Treuhandkonto landen, sondern dem treuherzigen Suderantentum der sogenannten Gesellschaft öffentlich-rechtlichen Schliff verleihen.

Es war der "Kurier", der sich am Ende mühte, dem unter krampfartiger Lustigkeit durchschimmernden eiskalten Geschäftsgeist doch noch eine gewisse Ironie abzuringen und Sonntag für die Stunde null am Montag prophezeite, dann steige die neue Kampfmaschine des Küniglbergs herab in die Niederungen der heimischen Society. Dort zittert man vor Chili wie vor Pfefferspray.

Als Terminator des guten Geschmacks könnten ihr aber gewisse Grenzen gezogen werden, und zwar von jener Frau, die ihm von ORF-Seite sagt, wo es langgeht, wie Fellners "Madonna" frauenbewegt in einem amüsanten Doppeltalk verriet. Wo diese Grenzen genau verlaufen, muss sich erst herausstellen. Die ,Chili'-Verantwortliche dazu: Ich achte von ORF-Seite auf die Einhaltung der Rahmenbedingungen, die man beim öffentlich-rechtlichen eben so hat, aber auch darauf, dass das Produkt "Chili" perfekt in den ORF integriert wird, was bei einem ORF-Programm, vor dem schon lange niemand zittert wie vor Pfefferspray, kein Problem sein sollte. Die Inhalte aber macht der Dominic - und wo Heinzl drauf steht, ist Heinzl mit Sicherheit auch drinnen.

Dieser nicht ungefährlichen Drohung bricht die neue Kampfmaschine des Küniglbergs sofort selber die Spitze ab. Von einer Ines lass ich mir sicher etwas sagen. Was ich nicht vertrage ist, wenn irgendein Schwammerl kommt, das von der Materie keine Ahnung hat! Zu Recht, denn die Komplexität der heimischen Society - man denke nur an Karl-Heinz und seine Fiona - erschließt sich nun einmal nicht jedem Schwammerl.

Heinzls neuer Boss etwa, Alexander Wrabetz, versuchte beim "Chili"-Kick-off am Samstag noch rasch, alles Schwammerlartige abzustreifen. "Ich kann mich an viele Sendungen erinnern", erinnerte er sich im "Kurier", "in denen ich nicht gut wegkam, beispielsweise, wenn ich etwas nicht gewusst habe. Da ist es ziemlich sicher, dass man hineingeschnitten wird. Wir wollen den Dominic aber so wie er ist."

Dominic, so wie er ist, wurde in seiner ganzen Pracht in "Woman" vorgestellt, wo er zum Beispiel verriet, was das Schärfste an ihm ist - die Chili-Schoten, die ich gerade von den Malediven mit nachhause gebracht habe - oder: Was ist Ihnen peinlich? Die Antwort darauf war ein schönes Beispiel nicht nur für die Introspektion der neuen Kampfmaschine des Küniglbergs, sondern auch für das in den Niederungen der heimischen Society herrschende Selbstverständnis: Nichts mehr. Sich peinlich zu finden ist, meine ich, ein Zeichen unausgereifter Persönlichkeit. In der Gesellschaftsberichterstattung ist die Verschmelzung von Subjekt und Objekt perfekt gelungen.

Exklusiv wie immer hat "Österreich" vor dem Start 1 Tag mit Dominic Heinzl verbracht, was immerhin ergab: Er wird von einem Papagei geweckt, geht jeden Tag (!) ins Fit-Studio. "Ich arbeite sieben Tage in der Woche, 15 Stunden am Tag und mache 10 Tage Urlaub im Jahr." Dieses kleine Opfer muss einem die heimische Society wert sein.

Vor allem, wenn man sich das Chili-Menü der ersten Woche auf der Zunge zergehen lässt. Interview mit Alfons Haider gab es da. Den sieht man ja sonst nie. Promis wie Alfons Haider zeigen "Backstage" ihre vier Wände. Laut "Life Style" ist das witzig, weil Alfons Haider Ex-"Feind". Adi & Edi und die Sportereignisse des Jahres sollen am Dienstag aufgewärmt werden - schärfer kann nur noch der Flug mit Niki Lauda in den Schnee sein, wenn man von der Wahl der Miss Styria absieht. Freitag wird 's fleischlos: Lady's Night. Publikumslieblinge lassen die Hüllen fallen. Zur Entspannung gibt es das Promi-Horoskop mit Didi Constantini, aber auch mit dem Vizekanzler. (Günter Traxler, DER STANDARD; Printausgabe, 12.1.2010)