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Boliviens Präsident Evo Morales ist fest entschlossen, den USA zu zeigen, wofür Koka gut sein kann.

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Bolivien, reich an Koka-Blättern, will Coca Cola mit einem eigenen Getränk, genannt Coca Colla, Konkurrenz machen und für eine internationale Legitimierung des Kokablatts sorgen. Der Vorschlag stammt von Koka-Bauern.

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Puebla/La Paz - Boliviens linker Präsident Evo Morales setzt auf eine neue Geheimwaffe, um den USA ein Schnippchen zu schlagen: Coca Colla. Ein Getränk, das ebenso wie sein US-amerikanischer Namensvetter auf dem Extrakt von Kokablättern basieren soll. Damit will Morales nicht nur eine Konkurrenz zur erfolgreichen braunen Brause schaffen und die heimische Wirtschaft ankurbeln, sondern gleichzeitig das Kokablatt international salonfähig machen.

Nach Angaben des Vizeministers für Koka, Jeronimo Meneses, stammt der Vorschlag von Kokabauern. Eine Formel für Coca Colla, deren Name gleichzeitig eine Anspielung auf die Hochlandindianer ist, die in Bolivien "collas" genannt werden, muss allerdings erst noch erfunden werden.

Kokablatt hat Tradition

In Bolivien hat das Kokablatt eine Jahrhunderte zurückreichend Tradition: Es wird verwendet in der traditionellen Medizin, bei indigenen Riten, als Tee gegen die Höhenkrankheit und gekaut als Mittel gegen Müdigkeit und Erschöpfung. Erst Ende des 19. Jahrhunderts extrahierten westliche Forscher in einem chemischen Verfahren das aufputschende Kokain, die sich daraufhin rasch in Europa und in den USA zu einer Modedroge entwickelte. Der US-Getränkeriese Coca Cola setzte Extrakte aus dem Blatt seiner berühmten Brause bei. Dem Konzern zufolge werden seit 1929 aber keine Kokablätter mehr verwendet - eine Behauptung, die aufgrund der strikten Geheimhaltung der Formel nicht überprüft werden kann und von Bolivien in Zweifel gezogen wird.

Bolivien am Pranger

In Bolivien darf laut Gesetz auf 12.000 Hektar Koka legal angebaut werden, um den "traditionellen Bedarf" zu decken. Die US-Antidrogenbehörde DEA, der zufolge sich die Anbaufläche unter Morales extrem ausgeweitet hat, wurde 2008 des Landes verwiesen. Die Uno hat in ihrem letzten auf Satellitenbildern basierenden Bericht fast eine Verdreifachung der Anbaufläche und einen Anstieg der Kokainproduktion in Bolivien um neun Prozent angeprangert. Demnach werden dort bis zu 113 Tonnen Kokain produziert.

Koka ist eine anspruchslose, wenig anfällige Pflanze, die mehrmals im Jahr geerntet werden kann und gute Preise erzielt. Für viele Bauern in dem verarmten Andenland trägt sie entscheidend zum Lebensunterhalt bei

Präsident Morales, der früher selbst Kokabauer war und weiterhin die Gewerkschaft der Kokabauern leitet, will daher die legale Verwendung von Koka fördern und die Anbauflächen auf 20.000 ausweiten, um Tee, Mehl, Zahnpasta, Likör und Coca Colla zu produzieren.

Laut der neuen Verfassung gehört das Kokablatt zum "kulturellen Erbe" Boliviens und ist Teil seiner Biodiversität. (Sandra Weiss, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.01.2009)