Beim Shar-Pei sorgt eine Variation des HAS2-Gens für die Falten. Beim Menschen ist es an einer Hautkrankheit beteiligt.

Foto: A. L. Ruhe

Washington - "Ohren wie Muscheln, die Nase wie ein Schmetterling, der Kopf groß wie eine Melone, Großmuttergesicht, der Hals wie beim Nilpferd, das Hinterteil wie beim Pferd und die Beine wie beim Drachen." Beim Anblick von Shar-Peis (siehe links) werden Chinesen richtig poetisch. Bei uns sind die Vierbeiner mit dem eigenwilligen Outfit auch als chinesische Faltenhunde bekannt, was eine nicht ganz richtige Übersetzung ist. Streng genommen heißt die seit rund 2000 Jahren bekannte Rasse im Chinesischen nämlich "Sandhauthund".

Der Shar-Pei war einer jener 275 Hunde aus insgesamt zehn Rassen, die nun ein US-amerikanischen Forscherteam ausführlichen Genanalysen unterzog. Damit sollten die genetischen Spuren von insgesamt 14.000 Jahren Hundezucht rekonstruiert werden - oder besser: jene Bereiche im Erbgut, die sich im Lauf der Züchtungsgeschichte besonders stark verändert haben.

Laut ihrer Publikation im US-Fachblatt PNAS stießen sie auf insgesamt 155 Regionen der Hunde-DNA, die all jene Gene enthalten, die wiederum äußerliche Merkmale wie Fellfarbe und Größe aber auch "innere Werte" wie das rassespezifische Verhalten bestimmen. In diesen 155 Bereichen identifizierten die Wissenschafter mehr als 1600 bekannte und mutmaßliche Gene, deren Information in Proteine umgesetzt wird. Darunter fanden sich auch jene fünf Gene, die schon in früheren Untersuchungen als besonders bedeutsam bei der Züchtung von Hunden erkannt worden waren.

Die Untersuchungsergebnisse waren indes nicht nur kynologischer Selbstzweck, sondern lieferten auch Informationen über Gene beim Menschen. So identifizierten die Forscher beim Shar-Pei nicht nur jenen Bereich im Erbgut, der für den übermäßigen Faltenwurf der Haut mitverantwortlich ist, sie fanden auch heraus, dass eine Variation des HAS2-Gens auch bei einer seltenen Hauterkrankung des Menschen eine wichtige Rolle spielt.

Beim Beagle wiederum wurde ein Gen entdeckt, das beim Menschen den Body-Mass-Index und bestimmte Stoffwechselmerkmale verändert.

Für das Forscherteam um Joshua Akey von der University of Washington in Seattle ist Domestizierung des Haushundes "eines der am längsten laufenden Experimente in der Geschichte der Menschheit", das zu 400 verschiedenen Rassen geführt habe, die sich im Verhalten und Aussehen deutlich unterschieden. Die meisten sichtbaren Unterschiede seien allerdings erst, wie auch beim Shar-Pei, in jüngerer Zeit herausgezüchtet worden. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 12. 1. 2010)