Wien - Tschechien als Vorbild: Das Gestüt von Kladrub, Stätte schwerer Fahrpferde, die den Kommunismus überlebten, wird von der EU finanziell unterstützt. Das soll jetzt auch bei der Finanzierung der Lipizzaner-Zucht im steirischen Piber so sein. Es geht um einen Betrag von rund 800.000 Euro. Für die EU ein Klacks.

Elisabeth Gürtler, die Geschäftsführerin der Spanischen Hofreitschule bestätigte gegenüber dem STANDARD, dass die Finanzierung der Verluste des Zuchtbetriebs gesichert sei. Gürtler: "Ein Verkauf des Gestüts oder eine Übersiedelung der Lipizzaner ist ohnehin ausgeschlossen, weil dazu das Gesetz geändert werden müsste."

Gürtler macht folgende Rechnung auf: Die Hofreitschule mache einen Gewinn von rund einer Million Euro, Piber einen Verlust von etwa 2,5 Millionen. Bleiben eineinhalb Millionen, die zu bedecken seien. Mithilfe einer EU-Förderung könnte die Hälfte des Abgangs finanziert werden. Für die andere Hälfte habe man sich einen Schlüssel von 60 (Bund) zu 40 (Land) vorgestellt. Laut Gürtler habe der Bund bereits gezahlt, das Land noch nicht.

Genau da hakt der zuständige LH-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer ein. "Wir zahlen gar nichts", sagt sein Pressesprecher Ronald Rödl: "Das ist Bundesangelegenheit." Die Gesetzeslage unterstützt diese Position.

Deal beim Neujahrstreffen

Nun scheint es am Sonntag am Rande des Neujahrstreffens der ÖVP Burgenland in Deutsch-Schützen zu einem Deal zwischen Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich und Schützenhöfer gekommen zu sein. Vonseiten des Ministeriums will man keine genauen Summen nennen, ein Sprecher bestätigte jedoch, dass Piber finanziell abgesichert werde. Die genauen Modalitäten seien Sache der Geschäftsführung der Hofreitschule.

Überschattet werden die finanziellen Probleme von zwei Aspekten:

1. Der Rechnungshof hat die Hofreitschule zu Einsparungen aufgefordert. Im personellen Bereich ist das schwierig, weil beispielsweise Oberbereiter immer noch Beamte sind. Und die Chemie zwischen der Hotelbesitzerin und den international renommierten Kunstreitern stimmt nicht: Sie hat zwei von ihnen dienstfrei gestellt.

2. Gleichzeitig ist die Reitschule, ähnlich wie die Wiener Bundestheater und Bundesmuseen, eine Touristenattraktion - mit Umwegrentabilität. Derzeit sei "alles nur auf Verdienst ausgerichtet" wird Günther Zemann, Vizepräsident des Vereins der Freunde der Hofreitschule, im Kurier zitiert.

Interessanterweise zahlen Land und Stadt Wien nichts zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Schule dazu. In der Steiermark wird dieses Faktum schon seit Jahren kritisiert. Die Lipizzaner tanzen weiter für Österreich. (Gerfried Sperl/DER STANDARD-Printausgabe, 12.1.2010)