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Konfettiregen in der Wahlnacht: Ivo Josipoviæ freut sich über die 60 Prozent, mit denen er seinen Konkurrenten um das Amt des kroatischen Staatspräsidenten, Milan Bandiæ, klar distanzierte.

Foto: AP / Filip Horvat

Schlohweißes Haar, randlose Brille, zurückhaltendes Lächeln. Fast ein wenig scheu wirkt Ivo Josipovic auf der Bühne, während ihm seine Wahlhelfer und Unterstützer an diesem Sonntagabend zujubeln. Seine Botschaft, dass das Land "PravDA" brauche (ein Wortspiel aus "Gerechtigkeit" und "Ja zum Recht"), die er in den vergangenen Wochen im Wahlkampf hochgehalten hatte, scheint angekommen zu sein. Und daher sei heute ein "Feiertag der Demokratie", wiederholt Josipovic.

Der 52-jährige Jus-Professor und Komponist, der als vielseitiger Feingeist und Intellektueller gilt, konnte in der kroatischen Präsidenten-Stichwahl am Sonntag gut 60 Prozent der Wählerschaft von sich überzeugen und damit den populistischen Zagreber Bürgermeister Milan Bandiæ klar distanzieren. Nicht zuletzt mit seinem Argument, er werde der allgegenwärtigen Korruption im Land den Kampf ansagen. Dass die Wählerschaft müde von einer "prädemokratischen Kultur" zu sein scheint, hatte die kroatische Tageszeitung Jutarnji list bereits nach der ersten Wahlrunde Ende Dezember erkannt.

Tandem gegen Korruption

Doch bevor es so weit ist, muss das Land noch einige Hausaufgaben machen. Josipoviæ wird dabei helfen, sagt er am Sonntagabend den Journalisten, die ihn umzingeln. Im Kampf gegen die Korruption kann er auf die Unterstützung von Premierministerin Jadranka Kosor von der Regierungspartei Kroatische Demokratische Gemeinschaft (HDZ) zählen. Die allgegenwärtige Korruption im Land gilt als einer der Stolpersteine auf dem Weg in die EU. Kroatien hofft auf den Beitritt im Jahr 2012.

Die kroatischen Medien hatten Josipoviæ in den vergangenen Wochen als "farblos" bezeichnet. Skandale und Korruptionsvorwürfe sucht man in seiner Vita vergebens. Josipoviæ spricht hervorragend Englisch und auch ein wenig Deutsch. Beobachter räumen ihm dies als Pluspunkt in der Kommunikation mit seinen ausländischen Kollegen ein. Der scheidende Präsident Stipe Mesiæ räumte es neulich dem kroatischen Fernsehen gegenüber als Nachteil ein, dass er immer auf Dolmetscher angewiesen sei.

Miro Hempel, Leiter des Zagreber Regionalbüros der deutschen Friedrich-Ebert-Stiftung, sagt, dass man einen "aufgeschlossenen Partner" bekomme, der sowohl im Umgang als auch in Sachfragen "offen und freundlich" agieren werde. Dass der Präsident den oppositionellen Sozialdemokraten angehört, sieht Hempel nicht als Nachteil. Vielmehr könne dies mittelfristig zu einer erforderlichen Balance in der Innen- und Außenpolitik führen. "Und damit zu Sicherheit und Vertrauen."

Für die Sozialdemokraten ist die Wahl ihres Spitzenkandidaten Josipoviæ auch ein Zeichen für einen Aufschwung, wenn im kommenden Jahr Parlamentswahlen anstehen. Die HDZ unterdessen scheint nach dem Debakel im ersten Wahlgang, als Spitzenkandidat Andrija Hebrang gerade einmal zwölf Prozent erreichte, nicht in einer günstigen Position.

Das liegt sicher auch an den Spekulationen um eine Rückkehr von Ex-Premier Ivo Sanader, der im Sommer völlig überraschend zurückgetreten war und jetzt offenbar wieder die Fäden ziehen wollte. Dass ihn die HDZ vergangene Woche allerdings ausgeschlossen hat, obwohl er Ehrenvorsitzender war, dürfte die kränkelnde Regierungspartei weiter geschwächt haben.

Die kroatischen Wähler hätten mit der Wahl von Josipoviæ ein "klares Signal an die EU und an die Region gesandt", sagt Hempel. Man erhoffe sich Berechenbarkeit, Ausgleich und Kooperation. Aber auch den Kampf gegen Korruption, ein Zurückdrängen des Nationalismus und der Xenophobie nach innen. Das seien die Botschaften der kommenden Jahre. (Veronika Wengert aus Zagreb/DER STANDARD, Printausgabe, 12.1.2010)