Die Kollegen vom "Profil" haben sich geschreckt, weil sie auf ihr "Arigona" -Cover einige pathologische Leserreaktionen bekommen haben. Und zwar viele nicht anonym. Dabei hätte man sich erinnern können, dass zu Zeiten der Waldheim-Affäre antisemitische Leserbriefe mit vollem Namen und Adresse, gerne auch aus der bürgerlichen Bildungsschicht, an der Tagesordnung waren. Die Posting-Kultur auf den Internet-Seiten von Zeitungen, Magazinen und ORF ist an sich wichtig (man erfährt viel unmittelbarer, was die Leute bewegt und interessiert; manchmal entstehen spannende, intelligente Diskussionen). Aber sie ist auch ein Ventil für die landläufige Schlechtigkeit. Manchmal wird es so arg, dass sogar die "Krone" ihr Posting-Forum etwa zum Thema Arigona Zogaj schließen muss.

Auffällig ist übrigens der sexualpathologisch gefärbte Frauenhass, der einem da oft entgegenschlägt. Die Postings zu Arigona Zogaj und auch zu Natascha Kampusch sind häufig von einer solchen pathologischen "Qualität" , dass man sich fragen muss, wie viele Psychos da draußen wirklich herumlaufen. Ein bestimmter Prozentsatz ist einfach verhaltensgestört. Schlimm genug.

Aber die eindeutig feststellbare Verschärfung des allgemeinen Tons geht mit Sicherheit auch auf hetzerische, verantwortungslose Politiker und Medien zurück. Sie geben den - nicht wenigen - Anfälligen die Lizenz zum Ausrasten. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 12.1.2010)